Theorie:
Das Europäische Raumentwicklungskonzept (EUREK) ist ein Gesamtkonzept auf europäischer Ebene, hat für die Mitgliedstaaten der EU jedoch keinerlei Rechtsverbindlichkeit.
Ziele
Das EUREK verfolgt vor allem das Ziel einer räumlich ausgewogenen Entwicklung im Sinne der Nachhaltigkeit. Teilaspekte davon sind:
- Wirtschaftlicher und sozialer Zusammenhalt
- Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen und des kulturellen Erbes
- Ausgeglichene Wettbewerbsfähigkeit des europäischen Raumes, da die räumlichen Disparitäten weiterhin zunehmen
Abb. 1: Die Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen gehört zu den Zielen der EUREK.
Bereiche
Das EUREK umfasst vier wichtige Bereiche:
Entwicklung der städtischen Gebiete
Fast 80 % der Bevölkerung der Europäischen Union leben in Städten. Städtische Zentren werden umstrukturiert oder sind im Entstehen, Städtenetze werden geschaffen und arbeiten grenzüberschreitend zusammen.
Fast 80 % der Bevölkerung der Europäischen Union leben in Städten. Städtische Zentren werden umstrukturiert oder sind im Entstehen, Städtenetze werden geschaffen und arbeiten grenzüberschreitend zusammen.
Abb. 2: Der Twin City Liner verbindet Wien und Bratislava - die beiden Haupstädte sind ein Beispiel für grenzüberschreitende Zusammenarbeit.
Entwicklung des ländlichen Raums
Die ländlichen Gebiete der Europäischen Union sehen sich mitunter von einer Marginalisierung bedroht, die meist auf eine Anhäufung verschiedener Nachteile zurückzuführen ist: große Entfernung zu den Metropolen, raues Klima, geringe Bevölkerungsdichte, infrastrukturelle Defizite, mangelnde wirtschaftliche Diversifizierung infolge der Vorrangstellung der Landwirtschaft. (Unter Marginalisierung versteht man einen Prozess, bei dem Bevölkerungsschichten an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden und dadurch noch weniger am wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Leben teilnehmen können.)
Da es zwar einerseits Umweltprobleme, andererseits aber auch Umweltschätze gibt, ist es notwendig, natürliche Ressourcen und Ökosysteme zu schützen und deren wirtschaftliche Potenziale auf verschiedene Weise zu nutzen (Öko- und Kulturtourismus, Diversifizierung der Landwirtschaft).
Verkehr
Im Zuge der Verwirklichung des Binnenmarktes kommt es durch die ständige Zunahme des Straßen- und Luftverkehrs zu Verkehrsstaus und Umweltbelastungen - die Europäische Union gehört immerhin zu den größten Kohlendioxid-Emittenten der Welt.
Abb. 3: Mit der Verwirklichung des Binnenmarkts steigt auch das Verkehrsaufkommen in Europa.
Natürliches und kulturelles Erbe
Mit der Vielfalt seines natürlichen und kulturellen Erbes verfügt Europa über einen besonders wertvollen Schatz. Dieser wird jedoch durch so manche Entwicklungen bedroht: Fauna, Flora, Wasser, Böden und traditionelle Landschaften werden durch eine Übernutzung der Umwelt durch den Menschen aus dem Gleichgewicht gebracht. Im Rahmen der nachhaltigen Entwicklung ist es daher Ziel der europäischen Raumplanungspolitik, diesen Entwicklungen Einhalt zu gebieten und eine nachhaltige Nutzung der Ressourcen zu fördern.
Anwendungen
Auf Gemeinschaftsebene
- Die räumlichen Auswirkungen der Gemeinschaftspolitik werden periodisch überprüft.
- Eine Zusammenarbeit mit internationalen Organisationen (Europarat, OECD) wird empfohlen.
- Förderung des Austauschs von Informationen unter anderem durch: Aufstellung vergleichbarer Indikatoren (geografische Lage, Wirtschaftskraft, soziale und räumliche Integration, natürlicher und kultureller Reichtum), Durchführung von Studien über die großen räumlichen Entwicklungen in Europa (Demografie, Globalisierung, technologische Entwicklungen, Erweiterung und Beziehungen mit Drittstaaten) sowie Austausch von Erfahrungen im Raumplanungsbereich.
- Schaffen eines "Europäischen Beobachtungsnetzwerks für Raumordnung" (ESPON).
Transnationale Zusammenarbeit
INTERREG ist eine Gemeinschaftsinitiative des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) mit dem Ziel, "dafür zu sorgen, dass nationale Grenzen kein Hindernis für eine ausgewogene Entwicklung und Integration des europäischen Raumes sind." Das Programm läuft unter dem Begriff Europäische Territoriale Zusammenarbeit (ETZ) und ist neben dem Ziel "Konvergenz" und dem Ziel "Regionale Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung" eigenständiges Ziel der europäischen Strukturpolitik.
Das Programm fördert grenzübergreifende Maßnahmen der Zusammenarbeit wie Infrastrukturvorhaben, die Zusammenarbeit öffentlicher Versorgungsunternehmen, gemeinsame Aktionen von Unternehmen oder Kooperationen im Bereich des Umweltschutzes, der Bildung, der Raumplanung oder Kultur.
Für den aktuellen Budgetzeitraum (2014 - 2020) gilt das Programm INTERREG V.
Quellen:
Roland, M. (Hrsg.): GEOGRAPHIE. Lehrbrief 12, Dr. Roland GmbH, Auflage 12/2015, Wien
https://pixabay.com/de/lüner-see-wolken-spiegelung-wasser-475819/ (10.1.2017)
https://commons.wikimedia.org/wiki/File%3ATwin_City_Liner_Donaukanaltreiben_2012.jpg (10.1.2017)
https://pixabay.com/de/verkehr-autobahn-beleuchtung-nacht-332857/ (10.1.2017)