Theorie:
Die Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebe in Europa hat sich in den beiden letzten Jahrzehnten um fast zehn Prozent verringert. Die durchschnittliche Fläche der Betriebe weist ein Nord-Süd-Gefälle auf: Während Betriebe in Großbritannien im Durchschnitt rund \(69 \ ha\) groß sind, beträgt die durchschnittliche Betriebsgröße in Griechenland nur \(4\ ha\), in Italien \(6\ ha\) oder in Portugal \(9\ ha\).
Trotzdem gehört Österreich mit \(16\) \(ha\) Durchschnittsgröße noch zu jenen Mitgliedsstaaten, die unter dem EU-Durchschnittswert liegen.
Trotzdem gehört Österreich mit \(16\) \(ha\) Durchschnittsgröße noch zu jenen Mitgliedsstaaten, die unter dem EU-Durchschnittswert liegen.
Das Nord-Süd-Gefälle spiegelt sich auch in der Anzahl der Beschäftigten in der Landwirtschaft wider: Während diese "Agrarquote" in Großbritannien nur \(2\) beträgt, sind es in Griechenland noch rund \(19\) und in Portugal fast \(14\) .
Österreich liegt mit \(6,3\) knapp unter dem EU-Durchschnitt von \(6,6\) .
Österreich liegt mit \(6,3\) knapp unter dem EU-Durchschnitt von \(6,6\) .
Seit dem EU-Beitritt 1995 ist der Strukturwandel der österreichischen Landwirtschaft noch rascher vorangeschritten: Innerhalb der ersten fünf Jahre kam es zu einer weiteren Reduktion der Anzahl der land- und forstwirtschaftlichen Betriebe, welche von \(263 \ 522 \)(1995) auf \(217 \ 508 \)(1999), also um ein Fünftel, zurückgegangen war. 2012 liegt die Anzahl bei rund 175 000. Massiv betroffen sind davon Betriebe mit einer Gesamtfläche von unter fünf Hektar.
Abb. 1: Der größte Rückgang findet sich bei kleinen landwirtschaftlichen Betrieben
Zukunftsperspektiven
Die Strukturen der Landwirtschaft haben sich also schon stark geändert - doch wie wird nun die Landwirtschaft der Zukunft aussehen? Drei unterschiedliche Möglichkeiten sind denkbar:
1. Reine Marktwirtschaft
Da in Europa genügend Lebensmittel produziert werden, braucht man die teure Produktion im Alpenraum (auch in Österreich) nicht mehr und überlässt die Landwirtschaft dem freien Markt, wobei die bisherigen Subventionen abgebaut werden.
2. Autarkie
Die Landwirtschaft wird vom freien Spiel der Kräfte am Markt ausgenommen, die Subventionen werden beibehalten. Die Landwirtschaft kehrt damit zur Selbstversorgung des Staates zurück. Das würde auch eine Erhaltung der bisherigen Betriebsstruktur zur Folge haben.
3. Mischfunktion
Die Landwirtschaft wird grundsätzlich erhalten, weil sie nicht nur aus rein wirtschaftlichen Gründen wichtig ist, sondern wesentlich zum Schutz der Umwelt, zur Erhaltung der bäuerlichen Gemeinden und ihrer besonderen Kultur beiträgt und in Krisenzeiten die Versorgung der eigenen Bevölkerung sichert. Dazu ist jedoch ein vielschichtiger Strukturwandel erforderlich: neue lebensfähige Betriebsstrukturen, neue Produktionsziele, neue Ideen zur Vermarktung usw.
Abb. 2: Die Landwirtschaft erhält auch bäuerliche Gemeinden und deren Kultur
So könnte auch die Landwirtschaft in Österreich als "bäuerliche Landwirtschaft" fortbestehen, wenn sie wichtige und qualitativ hochwertige Lebensmittel produziert und damit auch eine vielfältige und artenreiche Kulturlandschaft erhält; gleichzeitig würde sie das bäuerliche Leben in neuen Formen stärken und damit die kulturelle Identität Österreichs erhalten.
Quellen:
Roland, M. (Hrsg.): GEOGRAPHIE. Lehrbrief 4, Dr. Roland GmbH, Auflage 12/2015, Wien
http://www.publicdomainpictures.net/view-image.php?image=110780&picture=&jazyk=DE (27.6.2016)
https://pixabay.com/de/berge-wolken-urlaub-südtirol-674166/ (27.6.2016)