Theorie:
Eigenschaftswörter können zwar auch alleine stehen – man sagt dann, sie werden hauptwörtlich gebraucht, wie etwa: Der Schnellste hat gewonnen oder das Beste kommt zuletzt – viel häufiger tauchen sie aber in Verbindung mit einem Hauptwort auf, um dessen Eigenschaft(en) anzugeben. Nun haben aber auch Eigenschaftswörter Endungen, die mit dem Hauptwort übereingestimmt werden müssen; diese Übereinstimmung richtet sich aber nicht nach der Endung des jeweiligen Hauptworts, sondern nach dessen Geschlecht, Zahl und Fall. Daher gibt es manchmal die gleiche Endung: Im Schulunterricht werden die Eigenschaftswörter in der Reihenfolge maskulinum – femininum – neutrum angegeben; Bei jenen Eigenschaftswörtern, die im Maskulinum auf –er endigen, sieht man allerdings, dass der Buchstabe e beim Deklinieren erhalten bleiben kann (wie bei liber) oder wegfällt (wie bei aeger); daher empfiehlt es sich, beim Lernen zunächst auf die Kurzschreibweise zu verzichten, da diese keinen Unterschied zwischen diesen beiden Gruppen erkennen lässt. Noch etwas: Ob die männliche Endung ein –us oder ein –er ist, richtet sich nicht nach dem Hauptwort, mit dem das Eigenschaftswort übereingestimmt wird, sondern es gibt zwei unterschiedliche Gruppen, nämlich
Beispiel:
populus magnus = das große Volk
manchmal ist aber die Endung unterschiedlich:
Beispiel:
poeta clarus = der berühmte Dichter (poeta ist ja ein Maskulinum) – oder
fagus alta = die hohe Buche (Baumnamen sind ja Feminina)
Beispiel:
clarus – clara – clarum (Kurzschreibweise: clarus 3) = berühmt, klar
liber – libera – liberum (Kurzschreibweise: liber 3) = frei
aeger – aegra – aegrum (Kurzschreibweise: aeger 3) = krank
Eigenschaftswörter auf –us, -a, -um und Eigenschaftswörter auf –er, -a, -um.
Anmerkung: Bei den Eigenschaftswörtern auf –er erkennt man bereits bei der Angabe des Nominativs, ob das e beim weiteren Deklinieren erhalten bleibt (wie etwa bei liber) oder ob das e wegfällt (wie etwa bei aeger); aus diesem Grund ist es im Schulunterricht (und bei Prüfungen!) üblich, alle Eigenschaftswörter stets mit allen drei Geschlechtern im Nominativ anzugeben und daher zu sprechen: aeger, aegra, aegrum = krank.
In dieser Reihenfolge werden die Eigenschaftswörter auch dekliniert, wobei ganz genau die gleichen Endungs-Regeln anzuwenden sind, die für die Hauptwörter gelten, z.B.:
Beispiel:
Singular (Einzahl) | Plural (Mehrzahl) | |
Nom. | altus alta altum | alti altae alta |
Gen. | alti altae alti | altorum altarum altorum |
Dat. | alto altae alto | altis altis altis |
Akk. | altum altam altum | altos altas alta |
Vok. | alte (!) alta altum | alti altae alta |
Abl. | alto alta alto | altis altis altis |
Während das Adjektivum im Deutschen vor dem Substantivum steht, folgt das Lateinische einer anderen Logik: Zuerst nennt man das Substantiv und erst danach dessen Eigenschaft; achten wir dabei insbesondere auf das Geschlecht des Substantivs:
Beispiel:
der lange Bach – rivus longus
der schöne Wald – silva pulchra
der berühmte Tempel – templum clarum
das freie Volk – populus liber
der kranke Dichter – poeta aeger
der fremde Seemann – nauta alienus
die hohe Buche – fagus alta
Will man aber ein Adjektiv besonders betonen, darf das Adjektiv auch vordem Substantiv stehen; wenn zum Beispiel bei einer Mahlzeit am Tisch zweiBecher zur Wahl stehen und man möchte lieber den großenBecher haben, könnte dieser Wunsch so ausgedrückt werden: „Da mihi (gib mir) magnum poculum (den großen Becher)“.
Anmerkung: Im Lateinischen werden alle Wörter (also auch Adjektiva) großgeschrieben, welche mit Eigennamen zusammenhängen.