Theorie:

Die Auflösung des Ostblocks
Die Auflösung des Ostblocks in den Jahren 1989 - 1991 wurde zweifellos durch Michail Gorbatschows Reformpolitik ermöglicht. Die eintscheidenden Anstöße kamen aber von außerhalb der UdSSR.
 
Polen
In Polen gab es bereits in den 1970er Jahren immer wieder Aufstände. Als es 1980 erneut zu einer Erhöhung der Lebensmittelpreise kam, brachen in Danzig Streiks aus, die sich bald auf ganz Polen ausweiteten.
 
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Abb. 1 Streik der Solidarnosc in Danzig
 
Die Regierung musste nachgeben, gewährte Lohnerhöhrungen und ließ die Gründung der unabhängigen Gewerkschaft "Solidarnosc" (Solidarität) unter Lech Walesa zu. Da Solidarnosc rasch an Einfluss gewann, tauchten Befürchtungen auf, dass die UdSSR - ähnlich wie 1968 in der CSSR - einmarschieren könnte. Um eine solche Militärintervention zu verhindern, und um für Ruhe und Ordnung zu sorgen, rief die polnische Regierung im Dezember 1981 das Kriegsrecht über Polen aus. Solidarnosc wurde verboten und Lech Walesa unter Hausarrest gestellt.
Die Entwicklung war aber nicht mehr aufzuhalten: nach einer neuerlichen Streikwelle 1988 kam es schließlich zu Verhandlungen zwischen der Regierung und der Opposition. Ihr Ergebnis war eine Sensation: in einem Abkommen vereinbarte man einen schrittweisen Übergang Polens zu einer parlamentarischen Demokratie.
  
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Abb. 2 Solidarnosc-Führer Lech Walesa
 
Im Juni 1989 kam es dann zu den ersten freien Wahlen in der Geschichte Polens. Sie endeten mit einem erdrutschartigen Triumph der Solidarnosc. Tadeusz Mazowiecki, der Kandidat der Solidarität, bildete daraufhin die erste nicht kommunistische Regierung Polens nach dem 2. Weltkrieg. Polen war damit antikommunistisch geworden. Im Dezember 1990 wurde Lech Walesa vom Volk zum Staatspräsidenten gewählt. Mittlerweile ist Polen nicht nur der NATO beigetreten, sondern ist seit 1. Mai 2004 auch Mitglied der Europäischen Union.
 
Ungarn
Obwohl die Regierung unter Janos Kadar nach der Niederwerfung des Aufstandes von 1956 zunächst mit aller Härte gegen die Beteiligten der ungarischen Revolution vorging, kam es durch eine politische und ökonomische Liberalisierung bald zu einer Entschärfung der angespannten Situation. Diese ungarische Ausprägung des Sozialismus, in den Medien häufig als Gulaschkommunismus bezeichnet, ließ beispielsweise eine gewisse Meinungsfreiheit zu.
 
Dennoch blieb die antikommunistische Opposition weiter aktiv: so entstand 1987 aus den verschiedenen oppositionellen Gruppen das "Ungarische Demokratische Forum". Im großen Umbruchsjahr 1989 traf sich diese Gruppe auch mit Vertretern der Regierung und verhandelte über Reformen. Schließlich billigte das Parlament die Abschaffung der Volksdemokratie und die Errichtung einer parlamentarischen Demokratie nach westlichem Muster. Im gleichen Jahr wurde der Eiserne Vorhang zu Österreich beseitigt.
  
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Abb. 3 Die Außenminister von Österreich und Ungarn durchschneiden den Stacheldraht des Eisernen Vorhangs
 
Die ersten freien Wahlen 1990 endeten mit einem Erfolg des Ungarischen Demokratischen Forums, dessen Vorsitzender Josef Antall erster nicht-kommunistischer Ministerpräsident Ungarns wurde.
 
Wie Polen ist auch Ungarn mittlerweile der NATO beigetreten und spielte als Stützpunkt eine wichtige Rolle bei den Angriffen der NATO auf Serbien während des Kosovo Konflikts. Zudem ist Ungarn seit 1. Mai 2004 Mitglied der Europäischen Union.
 
 
Quellen:
Abb. 1 https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Strajk_sierpniowy_w_Stoczni_Gda%C5%84skiej_im._Lenina_34.jpg (11.05.2016)
Abb. 2 https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Strajk_sierpniowy_w_Stoczni_Gda%C5%84skiej_im._Lenina_22.jpg (11.05.216)
Abb. 3 http://media1.faz.net/ppmedia/aktuell/wirtschaft/796978637/1.2237233/default/27-juni-1989-gyula-horn-rechts.jpg (11.05.2016)