Theorie:

Eines der größten Probleme der Entwicklungsländer ist ihre hohe Auslandsverschuldung. Die führt zu einer Schuldenkrise und in weiterer Folge zur Zahlungsunfähigkeit (Kredite können nicht vereinbarungsgemäß getilgt werden, nicht einmal die fälligen Zinsen können bezahlt werden).
 
Ursachen einer Schuldenkrise sind unter anderem:
  • Die großzügige Kreditvergabe der Industriestaaten,
  • Fehlentwicklungen in den Schuldnerländern,
  • manchmal ein Anstieg des Zinsniveaus oder
  • der Verfall der Rohstoffpreise auf dem Weltmarkt.
  
Besonders kritisch ist die Lage der hoch verschuldeten Entwicklungsländer mit niedrigem Einkommen, zu denen überwiegend afrikanische Staaten südlich der Sahara gehören; aber auch die hoch verschuldeten Entwicklungsländer mit mittlerem Einkommen, zu denen unter anderem lateinamerikanische Staaten zählen, sind betroffen.
 
Neue Kredite können die Entwicklungsländer oft nur vom IWF (Internationaler Währungsfond) und der Weltbank bekommen. Diese legen jedoch fest, unter welchen Bedingungen neue Kredite zu bekommen sind. Diese Bedingungen sind mitunter sehr hart und umfassen:
  • Senkung der Löhne
  • Senkung der Sozialausgaben
  • Streichung der Nahrungsmittelsubventionen
  • Entlassung von Beamten
  • Senkung des Budgetdefizits und Abrüstung
 
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Abb. 1: Hauptgebäude der Weltbank - aufgrund der Verschuldung erhalten Entwicklungsländer häufig nur mehr Kredite von IWF oder Weltbank, meist unter strengen Auflagen.
 
 
Entschuldung
 
Da die hohe Verschuldung eine nachhaltige Entwicklung verhindert, beschlossen die Weltbank und der IWF Initiativen zur Reduzierung der Schuldenlast der am höchsten verschuldeten Länder. Insgesamt wurden den meist verschuldeten Ländern durchschnittlich zwei Drittel ihrer Schulden erlassen.
 
Lösungsversuche - Entwicklungspolitik
 
Die Versuche zur Lösung der Probleme der Entwicklungsländer werden als Entwicklungspolitik bezeichnet - also ein Überbegriff für Maßnahmen, welche die politische, wirtschaftliche und soziale Situation in unterentwickelten Staaten verbessern sollen.

Dabei geht es den Industriestaaten nicht nur um ethisch-moralische Vorstellungen. Letztlich soll die Entwicklungspolitik auch die eigene Sicherheit gewährleisten und der Wirtschaft neue Absatzmärkte und Ressourcenquellen zu bescheren, wenn es zu einer Verringerung des Rückstands der Entwicklungsländer zu den Industriestaaten kommt.
 
Die Entwicklungshilfe leistenden Staaten, auch Geberländer genannt, versuchen dabei sowohl die elementaren Grundbedürfnisse, wie Nahrung, Unterkunft und medizinische Versorgung zu decken, sowie durch Bildung, infrastrukturelle Maßnahmen und die Errichtung besserer gesellschaftlicher Strukturen und Wirtschaftssysteme dauerhaft die Unterentwicklung zu überwinden.

Die Art und Intensität der Hilfen variieren dabei durch unterschiedliche Weltanschauungen, Glauben an die Effektivität von entwicklungspolitischen Maßnahmen und die wirtschaftliche Lage der Geber.
 
 
 
Quellen:
Roland, M. (Hrsg.): GEOGRAPHIE. Lehrbrief 10, Dr. Roland GmbH, Auflage 3/2016, Wien
https://commons.wikimedia.org/wiki/File%3AWorld_Bank_building_at_Washington.jpg (7.9.2016)