Theorie:
Armutsbekämpfung
Mehr als eine Milliarde Menschen auf der Erde leben am Rande des Existenzminimums; rund 30 000 Menschen sterben täglich an Ursachen, die mit Armut und Hunger in Verbindung gebracht werden. Armut ist ein Teufelskreis: Gewisse Lebensumstände und Mangelerscheinungen können Armut hervorrufen, aber umgekehrt ist es die Armut, die zu Mangelerscheinungen, Not und bedrückenden Lebensumständen führt.
Oft bedingen Armut und Unwissenheit sich gegenseitig. Wer einmal im Teufelskreis der Armut gefangen ist, findet daraus oft selbst kaum heraus und ist auf Hilfe angewiesen: am besten als Hilfe zur Selbsthilfe.
Armut ist vor allem ein Phänomen der Entwicklungsländer, aber sie breitet sich auch zunehmend in den Wohlstandsgesellschaften aus. In einer globalisierten Welt vergrößert sich die Kluft zwischen Arm und Reich zusehends, und ihre Grenze verwischt immer mehr.
Sie verläuft heutzutage nicht nur zwischen dem wohlhabenden Norden (oder Westen) und den Dritte Welt-Ländern, sondern zunehmend quer durch diese Länder hindurch: In vielen Entwicklungsländern formiert sich eine reiche Oberschicht, und in zahlreichen Industrienationen entsteht eine neue Armut.
Abb. 1: Als arm gilt nach den Kriterien der Weltbank ein Mensch, der mit weniger als 1,25 US-Dollar pro Tag auskommen muss.
Ein Ansatz der Entwicklungspolitik versucht deshalb die Armut mittels "Hilfe zur Selbsthilfe" zu bekämpfen. Ein Mittel der Hilfe zur Selbsthilfe, welches immer populärer wird, ist der Bereich Mikrofinanz. Bei diesem Ansatz geht man davon aus, dass es den Menschen in den Entwicklungsländern meist nicht an Ideen oder dem Willen etwas zu tun fehle, sondern an den finanziellen Möglichkeiten, um Investitionen zu tätigen. Zum Beispiel sind Mikrokredite niedrig verzinste Kleinstkredite von 1 Euro bis unter 1 000 Euro an Kleingewerbetreibende vor allem in Entwicklungsländern.
Ernährung
Die Bekämpfung des Hungers hängt eng mit der Bekämpfung der Armut zusammen, denn oft verhindert fehlende Kaufkraft, dass vorhandene Nahrungsmittel zu denjenigen gelangen, die sie dringend nötig hätten.
Nahrungsmittellieferungen können - besonders in Krisensituationen - ein kurzfristiges Mittel zur Hungerbekämpfung sein, langfristig müssen die betroffenen Menschen aber in die Lage versetzt werden, sich selbst zu ernähren. Da über 50 % der Hungernden Kleinbauern sind, ist die Förderung der (kleinbäuerlichen) Landwirtschaft hierbei zentral.
Viele Kleinbäurinnen und -bauern leiden auch deshalb Hunger, weil sie auf wenig und schlechtem Boden wirtschaften. 20 Prozent der Hungernden sind landlose Landarbeiterinnen und -arbeiter. Das, obwohl oft große Landflächen brach liegen oder für den Anbau von Exportprodukten ("cash crops" wie z. B. Baumwolle oder Tabak) statt für Grundnahrungsmitteln genutzt werden. Auch Landreformen wären daher in vielen Ländern eine wichtige Maßnahme gegen den Hunger.
Abb. 2: Förderung der kleinbäuerlichen Strukturen sowie Landreformen könnten gegen Nahrungsmittelknappheit helfen.
Gesundheit
Jedes Jahr sterben in den ärmsten Ländern der Welt 10 Millionen Kleinkinder an Krankheiten, die vermeidbar wären. 500 000 Frauen sterben bei Schwangerschaft und Geburt, weil es für sie keine ausreichende medizinische Betreuung gibt, und noch immer sterben Millionen Menschen an AIDS, wodurch sich die Lebenserwartung im südlichen Afrika durchschnittlich um zehn Jahre verkürzt hat.
Daher ist eine der wichtigsten Maßnahmen die Aufklärung über AIDS. Gleichzeitig wird der Zugang zu Verhütungsmitteln (vor allem Kondome) vereinfacht, um ungewollte Schwangerschaften und unsichere Abtreibungsmethoden zu verhindern. Ebenfalls wird die Genitalverstümmelung von Mädchen und Frauen bekämpft. Betreuung bei der Geburt reduziert die Mutter- und Säuglingssterblichkeit.
Ein weiteres wichtiges Ziel der Entwicklungspolitik ist der Kampf gegen Infektionskrankheiten.
Bildung
Bildung spielt ist in der Entwicklungspolitik eine besonders wichtige Rolle in der Armutsbekämpfung; denn nur wer lesen, schreiben und rechnen kann, seine Rechte kennen und einfordern, hat die Chance, eine besser bezahlte Arbeitsstelle zu finden. Ohne Bildung ist eine weitere Entwicklung nicht möglich. Aber noch immer hat ungefähr ein Fünftel aller Kinder im schulpflichtigen Alter keine Möglichkeit zur Schule zu gehen.
Die Entwicklungspolitik fördert deshalb die Bildung, beispielsweise durch den Bau von Schulen, die Ausbildung von Lehrpersonal und die Beschaffung von Lehr- und Lernmaterial. Gleichzeitig versucht man die unterschiedliche Behandlung der Geschlechter zu überwinden. Um die Eltern zu motivieren, ihre Kinder in die Schule zu schicken und den Anreiz für längeren Verbleib in der Schule zu erhöhen, werden Leistungen wie die ärztliche Betreuung der Schüler oder Schulspeisungen angeboten.
Abb. 3: Bildung spielt eine wichtige Rolle bei der Armutsbekämpfung.
Friedenssicherung
Durch Kriege und ihre Folgen sterben über eine Million Menschen pro Jahr - und mehr als 90 Prozent der fast 200 Kriege, die seit 1945 stattgefunden haben, wurden in Entwicklungsländern ausgetragen. Daher versucht die Friedenssicherung vorbeugend zu wirken. Dies kann durch Stärkung der demokratischen Prinzipien, gerechte Verteilung der Ressourcen, Schutz von Minderheiten oder durch Vermittlung geschehen.
Menschenrechte und Demokratie
Eine gleichermaßen wichtige Voraussetzung für eine positive Entwicklung ist die Wahrung der Menschenrechte. Hiebei spielen die Gleichberechtigung der Frau und die Rechte der Kinder eine wichtige Rolle. In diesem Bereich sind der Entwicklungspolitik jedoch Grenzen gesetzt: Sie baut auf den Willen der betroffenen Regierung auf.
Gefestigte Demokratien sind seltener in kriegerische Auseinandersetzungen verwickelt, und die demokratische Kontrolle der Macht durch die Bevölkerung erschwert Menschenrechtsverletzungen und Amtsmissbrauch.
Quellen:
Roland, M. (Hrsg.): GEOGRAPHIE. Lehrbrief 10, Dr. Roland GmbH, Auflage 3/2016, Wien
https://pixabay.com/de/dollar-geldscheine-geld-finanzen-941246/ (10.10.2016)
https://pixabay.com/de/bücher-lesen-literatur-studie-1670670/ (10.10.2016)
https://pixabay.com/de/bücher-lesen-literatur-studie-1670670/ (10.10.2016)