Theorie:
- Wachstum des Welthandels
- Wachstum der ausländischen Direktinvestitionen
- Zunahme weltumfassender (also "globaler") Unternehmenskooperationen
- Zunahme der Global Player (Multi- oder transnationale Konzerne)
- Globalisierung der Finanzmärkte
- Immer stärkere Machtstellung der wirtschaftlichen und politischen Zentren; gleichzeitig Bedeutungsverlust der peripheren (in Randlage befindlichen) Gebiete.
Der weltweite Warenhandel stieg zwischen 1950 und 2010 um das 30-fache, obwohl sich im gleichen Zeitraum die Güterproduktion nur um das 9-fache vergrößerte - ein klares Zeichen für die Globalisierung des Handels. In der gleichen Zeit erhöhten sich die Auslandsinvestitionen verschiedener Unternehmen von 13 Mrd. Dollar auf mehr als 2000 Mrd. Dollar.
Dabei sind jedoch die Staaten auf Steuereinnahmen angewiesen, die von Beschäftigten bezahlt werden - sei es aus Unternehmenssteuern oder aus direkten und indirekten Steuern. Dies kann zu politischen Impulsen für unliebsame Veränderungen (z. B. Rückbau des Sozialstaates) beitragen.
Schwellenländer haben durch relativ niedrige Löhne bei relativ niedrigen Lebenskosten die Möglichkeit, Anschluss an die Weltwirtschaft, Wirtschaftswachstum und verhältnismäßigen Wohlstand zu erreichen. Sie bieten potentiellen Investierenden im Gegensatz zu Entwicklungsländern ein einigermaßen gesichertes Investitionsklima.
Einfluss der Entwicklungsländer
Entwicklungsländer, die von politischer Instabilität, mangelhafter Rechtssicherheit und unzureichender Infrastruktur geprägt sind, können in der Regel selbst bei niedrigsten Löhnen kaum produktive Auslandsinvestitionen anziehen. Auf diese Weise sind Entwicklungsländer häufig vom Globalisierungsprozess ausgeschlossen, was ihre Rückständigkeit noch verstärkt.
Rolle produzierender Unternehmen
Viele sehen sich aber aus Konkurrenzgründen gezwungen, ihrerseits z. B. Arbeitsplätze in "Billiglohnländer" zu verlegen, was wiederum negative Rückwirkungen auf Arbeitsmärkte und heimische Nachfrage in "Hochlohnländern" haben kann.
Finanzintermediäre gelten als die Hauptbeschleuniger der Globalisierung. Das sind Finanzinstitutionen, die indirekt Geld von Subjekten mit einem Kapitalüberschuss an Subjekte mit Kapitalbedarfvermitteln. Mittels moderner EDV lassen sich Milliardenbeträge innerhalb von Sekunden über den Globus verschieben.
Die Finanzunternehmen stehen dabei als Folge der Globalisierung selbst in einem intensiven globalen Wettbewerb um möglichst rentable Anlagemöglichkeiten. Dies führt dazu, dass sie ihrerseits Geldanlagen mit dem Ziel hoher Profite tätigen und so soziale Aspekte in den Hintergrund treten und andererseits selbst zu Kosteneffizienz gezwungen sind. Durch die schnellen Bewegungen auf dem Devisenmarkt entstehen Risiken der Instabilität für die einzelnen Währungen.
Das Seefrachtaufkommen hat sich allein in den vergangenen vier Jahrzehnten von weniger als 6 000 Milliarden Tonnen-Meilen auf über 27 500 Milliarden Tonnen-Meilen erhöht. Mit der Ausweitung des Zug-, Automobil- und Luftverkehrs weiten sich der grenzüberschreitende Personenverkehr und der Tourismus aus.
Vor allem über das Internet haben sich die grenzüberschreitenden Kommunikationsprozesse vervielfacht - und die Zahl der Internetanschlüsse steigt weiter, allerdings über den Globus sehr ungleich verteilt und in totalitär regierten Ländern streng überwacht.
Die Globalisierung der Politik ergibt sich aus den Folgen der wirtschaftlichen und kulturellen Globalisierung. Es entstehen neue Probleme, die aufgrund der begrenzten nationalen Möglichkeiten nicht ohne eine globale Kooperation gelöst werden können.
Dazu zählen u. a. folgende Problemfelder:
Problemfeld Wirtschaft
Durch die expandierende Weltwirtschaft geraten die Nationalstaaten verstärkt in wirtschaftliche Konkurrenz zueinander, denn es entsteht ein Standortwettbewerb. Diese Situation kann zu Spannungen zwischen Staaten führen, daher wird zunehmend eine höhere, multilaterale Instanz gefordert, welche die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Wirtschaftssubjekten regelt.
Auch multinationale Konzerne entziehen sich vermehrt der Kontrolle nationalstaatlicher Wirtschaftspolitik.
Problemfeld Natur
Eine Steigerung der globalen Produktion führt zu einer vermehrten Umweltbelastung. Da die Folgen davon nicht an den Landesgrenzen halt machen, kann ein Staat alleine die meisten Umweltprobleme nicht lösen. Beispiele dafür sind Luftverschmutzung durch globalen Verkehr, der gloabale Anstieg der Temperaturen oder des Meeresspiegels oder die Überfischung der Meere.
Aus dieser Problemlage entsteht allmählich durch die Verhandlungen der Staaten eine globalpolitische Struktur. Durch unterschiedliche Interessenslagen gestalten sich derartige internationale Verhandlungen aber traditionell schwierig.
(Siehe auch Kapitel 3: Gesellschaftliche Bereiche der Globalisierung: Globalisierung der Umweltprobleme)
Problemfeld Globale Sicherheitspolitik
Die globalisierte Welt bringt globale sicherheitspolitische Probleme mit sich, denn Kriminelle stammen meist aus verschiedenen Teilen der Welt und können nicht ohne weiteres nationalstaatlich klassifiziert werden. Auch Terrororganisationen agieren zunehmend global. Ohne Zusammenarbeit mit anderen Staaten ist es nahezu unmöglich geworden, Kriminelle effizient zu fassen und präventive Maßnahmen zu ergreifen.
Da ein "Zurückdrehen" der Globalisierung trotz aller Anstrengungen globalisierungskritischer Gruppierungen kaum denkbar ist, steigt nun eher der Druck, weltweite gemeinsame Lösungen zu finden.
Roland, M. (Hrsg.): GEOGRAPHIE. Lehrbrief 10, Dr. Roland GmbH, Auflage 3/2016, Wien
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