Theorie:

Vergleicht man die wesentlichen Merkmale der österreichischen Landwirtschaft mit jener der übrigen EU-Mitgliedsstaaten, so fällt in Österreich besonders auf:
  • Kleinheit der Betriebsstrukturen
  • Hoher Grünlandanteil
  • große Zahl an Biobetrieben
  • hoher Anteil an Bergbauernbetrieben
  
Heute werden in Österreich etwa 44 % der Fläche landwirtschaftlich genutzt, gleichzeitig arbeiten jedoch nur 4,5 % der Erwerbstätigen in der Land-und Forstwirtschaft.
Noch vor rund 150 Jahren arbeiteten 75 % der Bevölkerung in der Landwirtschaft; 1970 waren es immerhin noch 16 %. Trotzdem erzeugt die österreichische Landwirtschaft heute mit weniger Arbeitskräften und geringerer Fläche mehr landwirtschaftliche Produkte als je zuvor. Dies ist vor allem auf den Wandel der Strukturen zurückzuführen, der sich an folgenden Entwicklungen erkennen lässt:
 
  • Die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe nimmt ab während die Nutzfläche der einzelnen Betriebe zunimmt
  • Die Mechanisierung der Landwirtschaft schreitet voran und verringert die Anzahl der in der Forst- und Landwirtschaft beschäftigten Erwerbstätigen
  • Die Einkommen aus der pflanzlichen Produktion steigen, die Einkommen aus tierischer Produktion sinken
  • Aufgrund der Intensivierung der Landwirtschaft konnte Österreich seinen Versorgungsgrad auf rund 90 % steigern.
 
Für die Bergbauernbetriebe, die unter besonders schwierigen Bedingungen wirtschaften, gibt es - auch mithilfe der EU - eine besondere Bergbauernförderung. Ihr Ziel ist, die Bergbauernhöfe weitgehend zu erhalten, da diese einen wesentlichen Anteil am Bestand der alpinen Kulturlandschaft haben. Neben Direktzahlungen erhalten Bergbauern Unterstützung für die Verbesserung der Infrastruktur, für die Aufforstung sowie für den Lawinenschutz und den Schutzwasserbau.
 
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Abb. 1 Aufgrund der Hanglage der Almen ist die Arbeit der Bergbauern besonders anspruchsvoll und gefährlich.
 
Landwirtschaftliche Produktion im Flachland
Der Großteil der landwirtschaftlichen Betriebe Österreichs liegt im östlichen Flachland. Diese Betriebe bewirtschaften im Durchschnitt eine landwirtschaftliche Fläche von 19 Hektar.
 
 
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Abb. 1 Betriebsgrößen im europäischen Vergleich
 
Damit hat Österreich eine verhälntismäßig kleine Betriebsgröße, die jedoch Vorteile bei der naturnahen (biologischen) Bewirtschaftung mit sich bringt.
 
Landwirtschaftliche Produktion
Viele Betriebe konzentrieren sich auf eine einzige Hackfrucht (Mais, Kartoffel, Zuckerrüben) oder bevorzugen "Mähdrescherfruchtfolgen" wie etwa Getreide, Raps, Sonnenblume oder Sojabohne. Gemüseproduktion findet man rund um die Städte. Die Hauptrolle in der Viehwirtschaft spielen Rinder und Schweine, daneben aber auch Schafe und Hühner.
 
Einfluss der Globalisierung
Die Globalisierung macht auch vor der Landwirtschaft nicht halt: die landwirtschaftlichen Produkte müssen international wettbewerbsfähig sein - und werden tatsächlich auch weltweit verkauft.
Die europäische Landwirtschaft kann auf den Weltmarkt nicht verzichten. Zum einen exportiert die EU inwzischen ein Fünftel ihrer landwirtschaftlichen Produkte in Drittstaaten, zum anderen braucht die EU importierte Rohstoffe um sie weiter zu verarbeiten.
 
Der technische Fortschritt und das Streben nach Gewinnsteigerung bei gleichzeitiger Kostenverringerung führten zu einer starkten Intensivierung der Landwirtschaft. Diese Intensivierung ist vor allem auf die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der EU zurückzuführen. Die durch die GAP bewirkten hohen Stützpreise für landwirtschaftliche Produkte haben zu einer weiteren Intensivierung der Landwirtschaft und einem verstärkten Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden geführt. Dies wiederum führt zur zunehmenden Verschmutzung der Gewässer und des Bodens und auch zur Zerstörung wichtiger Ökosysteme.
 
Während vor nicht allzu langer Zeit das Agrarbudget noch rund die Hälfte des gesamten EU-Budgets ausmachte, gibt die EU heute nur mehr ein Drittel für die Landwirtschaft aus. Grund für diese Reduktion waren die Regelungen der WTO (Welthandelsorganisation), welche die Kürzung der handelsverzerrenden Agrarsubventionen und Exportförderungen sowie die Senkung der Agrarzölle verlangte.
 
Gegenstrategien
Als Gegentendenz wird der Ruf nach einer nachhaltigen Landwirtschaft laut. Das Konzept der Nachhaltigkeit beschreibt die Nutzung eines regenerierbaren Systems in einer Weise, sodass dieses System in seinen wesentlichen Eigenschaften erhalten bleibt und sein Bestand auf natürliche Weise regeneriert werden kann.
 
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Abb. 2 Anteil der ökologischen Landwirtschaft in den EU-Mitgliedsstaaten
 
Da das Hauptproblem in den Überschüssen und den sinkenden Erzeugungspreisen liegt, sollten verstärkt alternative Feldfrüchte angebaut werden; diese dienen vor allem der Produktion von Treibstoffen und Ölen (aus Raps), Eiweiß (Soja), Fasern (Flachs) etc. Dazu kommt die Möglichkeit alternativer Tierhaltung.
 
In Österreich besonders bedeutsam ist der biologisch-ökologische Landbau, der geringere Erträge durch höhere Preise ausgleichen kann. Konsumierende sind durchaus bereit mehr zu zahlen, wenn ihnen dafür reine, gesunde Nahrungsmittel garantiert werden. Österreich hat prozentuell schon jetzt die meisten Biobauernbetriebe Europas und war auch der erste Staat, der dafür gesetzlich geregelte Kontrollzeichen eingeführt hat.
 
Quellen:
Abb. 1 https://pixabay.com/de/bauer-bergbauer-arbeit-wiese-m%C3%A4hen-809091/ (15.05.2016)
Abb. 2 https://cdn.lko.at/lko3/mmedia/image/2013.08.05/1375715757659772.png?m=NTAwLDMyMg%3D%3D&_=1380819217 (15.05.2016)
Abb. 2 https://www.destatis.de/Europa/DE/_Grafik/Oekolandbau.png?__blob=poster (15.05.2016)