Theorie:

Zu- und Abwanderung nach Österreich
 
Wanderung (Migration) ist die auf Dauer geplante Verlegung des Wohnsitzes. Wenn dabei eine Staatsgrenze überschritten wird, spricht man von internationaler Wanderung, also alle Wohnsitzwechsel zwischen dem Ausland und Österreich. Der Gegensatz dazu sind alle Wohnsitzwechsel innerhalb der Grenzen Österreichs also die Binnenwanderung.
 
Österreich gilt als traditionelles Asylland, das in Krisenzeiten wiederholt uneigennützig Flüchtlinge aufgenommen hat, insbesondere aus den damaligen Oststaaten: Ungarflüchtlinge 1956, Tschechenflüchtlinge nach der Niederwerfung des "Prager Frühlings" 1968 und Flüchtlinge aus Polen 1980 nach Verhängung des Kriegsrechts über Polen.
 
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Abb. 1: Nach der Niederwerfung des Aufstandes in Ungarn flohen 180 000 Menschen nach Österreich
Flüchtlingskrise in Europa ab 2015
Als Flüchtlingskrise in Europa ab 2015 werden summarisch die gemeinhin als krisenhaft bewerteten Zustände im Zusammenhang mit der Ein- oder Durchreise Hunderttausender Flüchtlinge und Migrierender in oder durch viele Staaten Europas bezeichnet. Neben Deutschland und Schweden war Österreich eines der Hauptzielländer dieser Bewegungen.
Von Januar bis Ende Juli 2015 wurden in Österreich 37 046 Asylanträge gestellt und damit mehr als im gesamten Vorjahr. Mehr als 20 000 Anträge stellten Personen aus Syrien, Afghanistan oder dem Irak. Danach folgen Menschen aus dem Kosovo, Pakistan und Somalia.
Innenministerin Johanna Mikl-Leitner gab Anfang September 2015 bekannt, die Dublin-Verordnung nur noch nach dem Verhältnismäßigkeitsprinzip anzuwenden. Wenn eine Gewalteskalation drohe, weil Menschen, statt in Österreich um Asyl zu ersuchen, friedlich weiterziehen wollen, ohne sich registrieren zu lassen, dann werde Österreichs Polizei sich ihnen nicht mit Gewalt entgegenstellen. Am 5. September kamen rund 9 000 Flüchtlinge von Ungarn über die österreichische Grenze und reisten dann großteils Richtung Deutschland weiter. In den folgenden Tagen stellten die ÖBB mehrmals den Zugverkehr zwischen Ungarn und Österreich wegen Überlastung ein.
 
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Abb. 2: Flüchtlinge am Wiener Westbahnhof drängen in einen Zug mit Ziel München.
 
Am 27. April 2016 verabschiedete das Parlament eine umstrittene Gesetzesnovelle, die es der Regierung erlaubt, mit einer Notverordnung auf den Zuzug von Flüchtlingen zu reagieren. Laut Verordnung dürfen Flüchtlinge keine Asylanträge mehr an der Grenze stellen; sie werden umgehend abgewiesen.
Mit der Schließung der Balkan-Route - also der Schließung der Grenzen - verlagerte sich der Strom der Flüchtlinge in Richtung Westen. Seit dem Flüchtlings-Deal mit der Türkei kam der Flüchtlingsstrom fast gänzlich zum erliegen.
Die Deutschen - stärkste nichtösterreichische Bevölkerungsgruppe
 
Die zahlenmäßig stärkste Minderheit in Österreich stellen derzeit nicht mehr (wie früher) die serbisch- und türkischstämmige Menschen, sondern seit 2010 die Deutschen dar; diese sind zumeist auch jünger als die Einheimischen und überdurchschnittlich gebildet.
 
Die Serbinnen und Serben
Menschen aus Serbien in Österreich bilden den Teil der serbischen Diaspora in Österreich und gelten neben den Deutschen und jenen aus der Türkei als die größte Migrantengruppe des Landes. Die genaue Zahl der ethnischen Serbinnen und Serben in Österreich ist nicht bekannt, da in den Volkszählungen nur nach Staatsangehörigkeit und Muttersprache gefragt wird und nicht nach ethnischer Zugehörigkeit. Die gesamte Zahl der in Österreich lebenden Personen serbischer Abstammung wird auf rund 250 000 geschätzt. Nach der österreichischen Volkszählung im Jahre 2001 gaben damals 177 320 Menschen serbisch als ihre Umgangssprache an, dies beinhaltet auch Doppelangaben deutsch/serbisch. Von diesen Personen besaßen 41 944 die österreichische Staatsbürgerschaft.
Die Türkinnen und Türken
Als Türken in Österreich werden umgangssprachlich sowohl in Österreich lebende Türkinnen und Türken als auch österreichische Staatsbürgerinnen und Staatsbürger mit türkischem Migrationshintergrund bezeichnet. Zurzeit stellen sie – nach deutschen und serbischen Menschen – die drittgrößte Migrationsgruppe Österreichs.
 
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Abb. 3: Migrantengruppen nach Herkunftsländern
 
Aufgrund eines Mangels an Arbeitskräften in Österreich während der wirtschaftlichen Blütezeit bis zum Ende der 1960er Jahre entschied sich die damalige österreichische Bundesregierung für die Anwerbung türkischer Gastarbeiter und Gastarbeiterinnen. Am 15. Mai 1964 wurde eine dementsprechende bilaterale Vereinbarung mit der Türkei geschlossen. Obwohl von Seiten Österreichs und der meisten Gastarbeitenden anders beabsichtigt, ließen sich viele der Zugereisten in Österreich nieder und gründeten Familien.
Daraufhin wurde die Anwerbung weiterer Gastarbeitender in den 1970er Jahren gestoppt und Österreich begann, in Reaktion auf die Ölkrise 1973/74, mit der Ausweisung einer großen Zahl niedergelassener Arbeiter und Arbeiterinnen. Weiters wurde 1975 das Ausländerbeschäftigungsgesetz verabschiedet. Es gab auch Versuche, sie mit finanziellen Anreizen zur Rückkehr in ihre Heimat zu bewegen. Trotzdem benötigte die im Wachsen begriffene österreichische Wirtschaft Mitte der 1980er Jahre erneut zusätzliche Arbeitskräfte, und die türkischen Gastarbeiter und Gastarbeiterinnen kamen wieder.
 
Der gerade in den letzten Jahrzehnten erhöhte Zuzug von Menschen aus dem Ausland, die es zumeist aus wirtschaftlichen Gründen nach Österreich zog, führte zu einer zunehmend fremdenfeindlichen Stimmung, die letztlich die Verschärfung der österreichischen "Ausländergesetze" bewirkte; die Folge sind derzeit deutlich sinkende Zuzugsraten.
 
Quellen:
Abb. 1: http://www.bundesheer.at/download_archiv/photos/inlandseinsatz/images/sw_11269_31.jpg (08.08.2016)
Abb. 2: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Wien_-_Westbahnhof,_Migranten_am_5_Sep_2015.jpg (08.08.2016)
Abb. 3: http://diepresse.com/images/uploads/f/a/8/675752/mehr_deutsche_tuerken_07s04-auslaender-in-oesterrei20110706192909.jpg (08.08.2016)