Theorie:
Die "Magie" dieser Zielsysteme liegt darin, dass die einzelnen Ziele, die ja alle wichtig sind und von der Politik daher auch gleichzeitig verwirklicht werden wollen, um so schwerer erreicht werden können, je besser eines dieser Ziele verwirklicht wird:
Abb. 1: Manche wirtschaftspolitischen Ziele schließen einander aus
Die Wirtschaftspolitik kann nicht zwei oder mehrere Ziele in idealer Weise gemeinsam erreichen; das zeigen folgende Überlegungen:
Vollbeschäftigung und Geldwertstabilität
Bei Vollbeschäftigung kommt es zu einer vermehrten Nachfrage nach Arbeitskräften; dies aber lässt die Löhne steigen, weil die Arbeitnehmenden mehr Lohn verlangen können (und die Arbeitgebenden nur durch höhere Lohnangebote eintrittswillige Arbeitnehmende finden können) - und gerade das führt zu Inflation, weil die Unternehmen ihre höheren Lohnkosten auf die Preise aufschlagen werden. Eine Lohn-Preis-Spirale wird in Gang gesetzt. Besteht hingegen eine hohe Arbeitslosigkeit, ergibt das eine Verringerung der Kaufkraft, eine geringere Nachfrage ist die Folge, eine Verringerung des Absatzes führt dann zu vermehrten Betriebsschließungen und daher zu einer weiteren Erhöhung der Arbeitslosigkeit.Die Ziele Vollbeschäftigung und Preisstabilität können also nicht gemeinsam in idealer Weise verwirklicht werden.
Wirtschaftswachstum und Geldwertstabilität
Wirtschaftwachstum (die Steigerung des BIP) ermöglicht zwar Vollbeschäftigung, doch lässt die verstärkte Nachfrage nach Arbeitskräften die Löhne steigen - dies führt zu Inflation.
Umweltschutz und Wirtschaftswachstum
Wirtschaftswachstum bedeutet Produktionssteigerung, ist aber nur mit erhöhtem Energieaufwand und Ausweitung von Produktionsflächen möglich; dies kann mehr Schadstoffe und Müll verursachen.Abb. 2: Müll und erhöhte Luftverschmutzung sind oft die Folge von Wirtschaftswachstum.
Wettbewerbsprinzip und Einkommensgerechtigkeit
In einer freien Marktwirtschaft kann es nicht nur Gewinnende geben. Manche werden aufgrund des Konkurrenzprinzips viel verdienen, es wird aber auch Verlierende geben.
Außenwirtschaftliches Gleichgewicht und Preisstabilität
Eine negative Handelsbilanz (mehr Import als Export) hat Arbeitslosigkeit und Kapitalabfluss ins Ausland zur Folge; bei positiver Handelsbilanz steigen die inändischen Preise infolge der Güterverknappung; die Folge ist Inflation.
Wettbewerbsprinzip und Lebensqualität
Der Stress, im Wettbewerb bestehen zu müssen, kann zu einer Beeinträchtigung der Lebensqualität und der Leistungsfähigkeit führen.Abb. 3: Stress hat einen negativen Einfluss auf die Lebensqualität der Bevölkerung.
Einkommensgerechtigkeit und Preisstabilität
Wenn alle Arbeitnehmenden ausreichend viel verdienen, kommt es zu größerer Nachfrage, Preissteigerungen sind die Konsequenz.
Vollbeschäftigung, Einkommensgerechtigkeit und Wettbewerbsprinzip
Der Wettbewerb auf dem Arbeitsmarkt - wo sich nur die Qualifizierten durchsetzen - führt auch hier zu einem Verdrängungswettbewerb. Minderqualifizierte Arbeitskräfte werden zur Annahme schlechter bezahlter Jobs gezwungen; Einkommenseinbußen sind die Folge.
Quellen:
Abb. 1: http://download.pokorra.de/fh/InfSem1/WiWi/WiWi981207.htm (22.08.2016)
Abb. 2: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Heizkraftwerk-2005-10-18.JPG (22.08.2016)