Theorie:

 
Vor allem in seinen Dramen konnte Lessing die Erkenntnisse, die er als Theoretiker gewonnen hatte, in die Praxis umsetzen. Seine Theaterstücke zeichnen sich durch wohl durchdachten Aufbau und große Bühnenwirksamkeit aus. Die Sprache ist bei Lessing typischerweise scharf und geschliffen.
 
Folgende vier Dramen Lessings sind von besonderer Bedeutung:
 
1. "Minna von Barnhelm oder Das Soldatenglück"
2. "Miss Sara Sampson"
3. "Emilia Galotti"
4. "Nathan der Weise" 
  
  
1. "Miss Sara Sampson"
(urspr. "Simpson"), bürgerliches Trauerspiel in 5 Aufzügen, Prosa
  
Inhalt
 
Mellefont hat seine Geliebte Marwood um Saras, der Tochter Sir William Sampsons, willen verlassen. Marwood und Sir William reisen dem flüchtigen Paar nach: dieser, um die Tochter ins Vaterhaus zurückzuführen, jene, um den Geliebten wiederzugewinnen. Als Marwoods Drohung, ihr und Mellefonts Kind zu töten, wenn dieser nicht zu ihr zurückkehre, nichts fruchtete, vergiftet sie Sara und entflieht, indem sie das Kind als Geisel mit sich nimmt; wenn sie nicht verfolgt wird, wird sie es unverletzt in Dover zurücklassen. Die sterbende Sara bittet ihren Vater, gegen die Mörderin nichts zu unternehmen und für das Kind zu sorgen. Mellefont erdolcht sich.
 
 
"Miss Sara Sampson" ist das erste bürgerliche Trauerspiel in deutscher Sprache. Die Drohung der Marwood, ihr Kind zu töten, erinnert an die griechische Medea-Sage.
  
2. "Minna von Barnhelm oder Das Soldatenglück"
Lustspiel in 5 Aufzügen, Prosa
  
Lessings Komödie "Minna von Barnhelm" ist ein Lustspiel in fünf Aufzügen. Es wurde 1767 in Hamburg uraufgeführt. Hauptfiguren sind das sächsische Edelfräulein Minna von Barnhelm und ihr Verlobter, der preußische Major von Tellheim. Die Liebe der beiden droht an dem übersteigerten Ehrbegriff Tellheims und seinem Stolz zu scheitern.
 
"Minna von Barnhelm" ist eine Charakterkomödie: Die komischen Wirkungen enstehen aus den Charakterschwächen der Hauptpersonen: Tellheims übertriebenes Ehrgefühl, Minnas zu großes Vergnügen an Schelmerei. Von diesen Fehlern abgesehen, sind aber beide Hauptgestalten gute und edle Menschen, sodass uns ihr schließliches Glück als gerecht erscheint.
 
Das Stück spielt vor dem Hintergrund des Siebenjährigen Krieges, in dem sich Sachsen und Preußen als Feinde gegenüberstanden. Es greift als erstes seiner Art die aktuelle Zeitgeschichte auf. Die Handlung ist ein halbes Jahr nach dem Friedensschluss in einem Gasthof namens »Zum König von Spanien« angesiedelt.
 
Inhalt
 
Während des Siebenjährigen Krieges hat der preußische Major von Tellheim die geistvolle und liebenswürdige Minna von Barnhelm ("das Fräulein") kennen gelernt und sich mit ihr verlobt. Als der Friede geschlossen ist, wird der Major verabschiedet und in seinem Stolz gekränkt.
 
Minna macht sich mit ihrem Kammermädchen Franziska auf, um Tellheim zu suchen. Sie steigen in eben dem Gasthaus ab, in dem sich der Major befindet. Dieser hat aus Geldverlegenheit, soeben seinen Verlobungsring bei dem Wirt versetzt; Verarmt, an seiner Ehre gekränkt, hält er sich für unwürdig, Minna zu heiraten.Vergebens müht sich Minna, ihn umzustimmen.
 
Da Minna trotz allem erkennt, wie sehr er sie noch liebt, greift sie zur List. Sie löst Tellheims Verlobungsring wieder aus und übergibt ihn ihm. Dieser glaubt, den ihr einst gegebenen Ring zurückerhalten, wodurch die Verlobung gelöst sei. Zusätzlich wird er von Franziska in den Glauben gesetzt, dass Minna wegen ihrer Liebe zu Tellheim von ihrem Vormund enterbt worden sei. Tellheim nimmt diese Nachricht für bare Münze und sieht die Lage nun mit anderen Augen. Er greift auf das Angebot eines alten Freudes zurück, ihm Geld zu borgen und hofft, Minna unterstützen zu können.
 
Als die Nachricht kommt, dass der Prozess gegen ihn niedergeschlagen und seine Ehrenhaftigkeit wiederhergstellt ist, bittet er Minna abermals um ihre Hand. Diese ist zwar innerlich erfreut, will den Major für seine frühere Haltung aber auch ein wenig strafen und spielt die Abweisende und Stolze.
 
Endlich erfolgt die Aufklärung. Der Major durchschaut das Spiel um die Ringe und schließt seine geliebte Minna beglückt in die Arme.
 
 
"Minna von Barnhelm" eröffnet die Reihe der hervorragenden deutschen Lustspiele, die nicht allzu umfangreich ist, und sich wie folgt fortsetzt:
 
"Der zerbrochene Krug"  von Kleist
"Weh dem, der lügt"  von Grillparzer
"Leonce und Lena"  von Georg Büchner
"Die Journalisten"  von Freytag
"Der Biberpelz"  von Gerhart Hauptmann
 
Manche Stücke Lessings (vor allem seine Jugendwerke) wurden weniger bekannt: "Der junge Gelehrte", "Die Juden","Der Freigeist" (Lustspiele); "Philotas" (griechisches Trauerspiel).
 
 
Quellen:
Roland, M. (Hrsg.): DEUTSCH. Lehrbrief 13, Dr. Roland GmbH, Auflage 08/2015, Wien
 https://www.inhaltsangabe.de/lessing/minna-von-barnhelm/