Theorie:
Christoph Martin Wieland,
Ferdinand Jagemann, 1805
Christoph Martin Wieland (1733 - 1813) wurde in Oberholzheim bei Biebrach in Württemberg geboren. Er genoss eine fromme Erziehung im Sinne des Pietismus*, studierte Rechtswissenschaften und wurde Beamter. Er "bekehrte" sich dann zu einer weltlichen, diesseits gerichteten Einstellung. 1772 ging er als Prinzenerzieher nach Weimar und verbrachte dort im Kreise Goethes und Schillers seinen Lebensabend. Wieland wird wegen seiner leichten und eleganten, zugleich aber auch scharfsinnigen und zuweilen bissigen Art der "deutsche Voltaire" genannt.
Die Romane
"Don Sylvio von Rosalva"
handelt von einem Manne, der durch die Lektüre von Feengeschichten verrückt wird und glaubt, selbst in einem Märchenreich zu leben (vgl. "Don Quijote"); er wird durch die Liebe geheilt.
"Die Geschichte des Agathon", 1794
ist ein Bildungsroman in griechischem Gewande und mit autobiografischen Zügen: Der junge Agathon, durch Erziehung und die Philosophie Platos von übertrieben idealistischer Lebensauffassung, kommt infolge seltsamer Zufälle als Sklave zu einem Philosophen nach Smyrna, der ihn zu einer realen Lebensauffassung bekehren will. Agathon flieht zum Tyrannen Dionys nach Syrakus, wird dessen Günstling und leitet den Staat. Durch eine Intrige gestürzt und eingekerkert, erkennt er, dass er seinen Idealen untreu geworden ist. Nach der Befreiung bildet er sich seine eigene Lebensanschauung: "Wahre Aufklärung zu moralischer Besserung ist das einzige, worauf sich die Hoffnung besserer Zeiten gründet." So wird der junge Platoniker von seiner idealistischen Schwärmerei bekehrt und zu einer freisinnigeren Lebensauffassung gebracht.
"Der goldene Spiegel oder Die Könige von Scheschian"
ein staatsphilosophischer Roman, in dem der aufgeklärte Absolutismus als die beste Staatsform bezeichnet wird. (Wieland denkt hier an Josef II.) Den hier dargelegten Anschauungen über Prinzenerziehung verdankt Wieland seine Berufung nach Weimar als Erzieher der beiden Prinzen Karl August und Konstantin und eine lebenslängliche Pension.
"Die Geschichte der Abderiten", 1778 - 1780
Dieser satirische Roman, zugleich der erste Fortsetzungsroman in der deutschen Literatur, handelt von den Menschen der Stadt Abdera, den Schildbürgern der Antike, und ihren dummen und lächerlichen Streichen; Wieland kritisiert dabei heftig die Zustände seiner Zeit.
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* Der Pietismus ist eine protestantische Abart der Mystik und war besonders im 18. Jahrhundert sehr verbreitet. Auch Goethe stand ihr einige Zeit lang nahe.
Quellen:
Roland, M. (Hrsg.): DEUTSCH. Lehrbrief 13, Dr. Roland GmbH, Auflage 08/2015, Wien
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Weimar_Anna_Amalia_Bibliothek@C.M._Wieland.JPG , 01.06.2016