Theorie:
Der Marshall-Plan
Das wichtigste Instrument der amerikanischen Containment-Politik war der Marshall-Plan (auch als European Recovery Program = ERP bezeichnet). Die Wirtschaft der meisten europäischen Staaten war nach dem Zweiten Weltkrieg dermaßen zerüttet worden, dass eine ausreichende Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln und Wohnraum sowie die Wiederaufnahme einer geordneten Produktion in weite Ferne gerückt war. Neben der Gefahr für den amerikanischen Export wurde die Anfälligkeit verelendeter Massen für die kommunistische Agitation (Propaganda) befürchtet.
Abb. 1 Marshall Plan in Deutschland
Die Hilfe, die vor allem in gigantischen Warenlieferungen und überaus günstigen Krediten bestand, wurde jedoch nur unter der Bedingung gewährt, dass sich die europäischen Staaten wirtschaftlich zusammenschließen um die Verteilung der Güter und den Wiederaufbau besser organisieren zu können. Dies war die Geburtsstunde der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit in Europa (OEEC), dem Vorgänger und der Keimzelle der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung).
Die Hilfe der USA erfolgte natürlich nicht ganz uneigennützig: durch den Marshall-Plan sollten die europäischen Volkswirtschaften wiederbelebt werden um einerseits den Kommunismus aus eigener Kraft eindämmen zu können und andererseits wurde Europa durch den Marshall-Plan zum wichtigsten Handelspartner der USA.
Die UdSSR bezeichnete den Marshall-Plan als "Werkzeug des amerikanischen Imperialismus" und verbot den Staaten in ihrem Einflussbereich die Teilnahme am Plan. Als Antwort auf den Marshall-Plan gründete die Sowjetunion das Komiform (Kommunistisches Informationsbüro), eine politische Organisation kommunistischer Staaten zum gemeinsamen vorgehen gegen den Kapitalismus.
Lediglich Jugoslawien, unter Tito, widersetzte sich der sowjetischen Bevormundung und wurde aus dem Komiform ausgeschlossen. Von da an datiert der selbstständige und bald auch blockfreie Weg Jugoslawiens.
Unter blockfreien Staaten versteht man Länder, die sich im Ost-West-Konflikt als neutral bezeichneten und weder einem westlichen noch einem östlichen Bündnis angehörten (z.B. Indien, Kuba, Jugoslawien)
Als Gegenstück zur OEEC gründete Stalin den "Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe" (RGW) dessen Ziel die Förderung der technischen und wirtschaftlichen Zusammenarbeit der Mitgliedsstaaten, die Abstimmung der einzelnen Wirtschaftspläne aufeinander und die Kredithilfe war.
Abb. 2 Briefmarke der DDR zur Feier des 40 jährigen Bestehens des RGW
Damit war Europa zumindest wirtschaftliche bereits in zwei Blöcke zerfallen. Doch auch die militärische Zweiteilung Europas begann sich bald abzuzeichnen.
Quellen:
Abb. 1 https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bundesarchiv_Bild_183-20671-0014,_Recklinghausen,_Marshallplan_im_Ruhrgebiet.jpg (14.05.2016)
Abb. 2 https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Germanrgw.jpg (16.04.2016)