Theorie:
Welternährungsproblem
Der rapide Anstieg der Bevölkerung in vielen Entwicklungsländern führte zu einer Fülle von Problemen. Vorrangig ist hier zweifellos das Welternährungsproblem.
Die weltweite Ernährungssituation ist durch den Überfluss von Nahrungsmitteln im Norden und dem Mangel an Nahrungsmittel im Süden gekennzeichnet. Nach Angaben der FAO (Food and Agricultural Organization, Welternährungsorganisation) leiden etwa \(20\) der Weltbevölkerung an den Folgen von Unterernährung. Jährlich sterben etwa zwei Millionen Menschen an Hunger.
Abb. 1 Unterernährung weltweit (grün - kaum Unterernährung; rot - Großteil der Bevölkerung unterernährt)
Zieht man allerdings andere Zahlen hinzu, ergibt sich ein völlig konträres Bild: vom Ende des \(19\). Jahrhunderts bis in die \(1960\)er Jahre konnte die landwirtschaftliche Produktion von Grundnahrungsmitteln verdreifacht werden. Im selben Zeitraum stieg die Weltbevölkerung jedoch nur um das Doppelte. Die Steigerung der Erzeugung von Nahrungsmitteln kann vor allem auf die Erschließung neuer landwirtschaftlicher Nutzungsflächen, die Mechanisierung in der Landwirtschaft, die Züchtung ertragreicher Sorten sowie die vermehrte Düngung zurückgeführt werden.
Derzeit reicht die für die landwirtschaftliche Nutzung zur Verfügung stehende Fläche aus, um nach dem gegenwärtigen Stand der Ackerbautechnik \(12 - 14\) Milliarden Menschen zu ernähren. Um diese Flächen jedoch auch in Zukunft nutzen zu können muss die Fruchtbarkeit dieser anbaufähigen Böden erhalten werden. Falsche Methoden wie etwa Brandrodung und Monokulturen verwandeln jedoch immer größere Flächen zu unfruchtbarem Ödland.
Das Welternährungsproblem ist also kein Problem der Erzeugung, sondern ein Problem der Verteilung.
Der Hauptgrund für diese ungleiche Verteilung der Nahrungsmittel ist die Abschaffung des bis dahin ausgezeichnet funktionierenden Systems der Selbstversorgung (Subsistenzwirtschaft) mit Nahrungsmitteln in den Entwicklungsländern. Die Kolonialmächte ersetzten diese traditionelle Landwirtschaft durch die Plantagenwirtschaft. Auf den Plantagen wurden nicht Grundnahrungsmittel für die einheimische Bevölkerung erzeugt, so genannte 'food crops', sondern Genussmittel für den Export in die europäischen Mutterländer, so genannte'cash crops' wie etwa Kaffee, Tee, Kakao oder Bananen.
Abb. 2 Frauen bei der Kaffee-Ernte. Kaffee zählt zu den bedeutendsten Exportgütern vieler Entwicklungsländer
Diese Entwicklung hat dazu geführt, dass gerade jene Länder, die am meisten an Unterernährung und Hunger leiden, zu den bedeutendsten Exportländern von landwirtschaftlichen Produkten zählen. Für viele dieser Länder ist der Export von 'cash crops' der einzige Devisenbringer. Da die Machthabenden der Entwicklungsländer auf eine hochgerüstete Armee mit im Ausland gekauften Waffen meist nicht verzichten wollen, hat sich an diesem "Ausverkauf" der Entwicklungsländer bis heute nichts geändert.
Obwohl die Erde derzeit genügend Nahrungsmittel für die gesamte Weltbevölkerung produzieren könnte, kann die Zukunft ganz anders aussehen. Pessimistische Prognosen der Vereinten Nationen gehen davon aus, dass im Jahr \(2150\) bis zu \(28\) Milliarden Menschen die Erde bevölkern könnten. Für eine solche Bevölkerungszahl kann unter keinen Umständen eine ausreichende Nahrungsmittelversorgung gewährleistet werden. Daher ist eine weltweite Bevölkerungspolitik unbedingt notwendig. Deren Ziel muss es sein das Bevölkerungswachstum in den Ländern der Dritten Welt zu verlangsamen.
Quellen:
Abb. 1 https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Percentage_population_undernourished_world_map.PNG (19.05.2016)
Abb. 2 https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Coffee_Harvest_Laos.jpg (19.05.2016)