Theorie:
Historische Entwicklung und aktuelle Politik
Innerstaatliche Konflikte auf Grund religiöser Unterschiede
Der Nordirlandkonflikt zwischen katholischen und protestantischen Gruppen
Die bewaffnete katholische Befreiungsorganisation IRA (Irisch Republikanische Armee) verübte jahrzehntelang Anschläge in Großbritannien um eine Vereinigung Nordirlands mit der Republik Irland zu erreichen. Demgegenüber stand der Gegenterror von protestantischen unionistischen Gruppen, die für den Verbleib bei Großbritannien kämpften. Verschärft wurde der Bürgerkrieg dadurch, dass die religiösen Differenzen mit sozioökonomischen (wirtschaftlich-sozialen) Unterschieden einhergingen. Während die protestantische Mehrheit relativ wohlhabend war hatte die unterprivilegierte katholische Minderheit mit sehr hohen Arbeitslosenraten, geringen Gehältern und schlechten Wohnverhältnissen zu kämpfen.
Abb. 1 Wandmalereien der IRA in Nordirland
Im Jahr \(1994\) gelangte mit der Gewaltsverzichtserklärung der IRA neue Dynamik in den Nordirland-Konflikt und führte zu einer Befriedung dieser Krisenregion.
Islamisch-fundamentalistische Strömungen
Die derzeit am heftigsten geführten Glaubenskriege sind vor allem in jenen Regionen anzutreffen, in denen islamisch-fundamentalistische Strömungen, um eine Neuordnung des Staates in ihrem Sinne kämpfen.
Als Fundamentalismus bezeichnet man religiöse Erneuerungsbewegungen, die sich auf die Fundamente ihrer heiligen Schriften und ihres Glaubens berufen und alles moderne, aufklärerische Gedankengut rigoros ablehnen. Nicht- oder Andersgläubige gelten den Vertretenden des Fundamentalismus als feindlich und müssen - auch unter Gewaltanwendung - mit aller Härte bekämpft werden.
Forderungen der islamisch-fundamentalistischen Gruppierungen sind unter anderem die Anwendung der Scharia (islamische Gesetzgebung), die Errichtung eines islamischen Gottesstaates, die Trennung der Geschlechter in der Öffentlichkeit, die Verschleierung der Frauen, das Verbot von Alkohol und der Dschihad (Heiliger Krieg) gegen Andersgläubige.
Fundamentalistische Gruppen die immer wieder Anschläge durchführen sind unter anderem die Taliban in Afghanistan, Boko Haram in Nigeria, Al-Shabaab in Somalia.
Innerstaatliche Konflikte aufgrund unterschiedlicher Sprachen
Belgien wird bereits seit Jahrhunderten vom Sprachenstreit zwischen Flamen und Wallonen dominiert. Bereits seit der Teilung Frankreichs durch Karl den Großen stritten die europäischen Großmächte um den Grenzverlauf der Siedlungsgebiete der Wallonen und Flamen. Als Belgien \(1831\) ein unabhängiger Staat wurde, entwickelte sich die Sprachgrenze zu einem nationalen Problem.
Abb. 2 Sprachgebiete Belgiens
Nur mit Mühe konnte die Radikalisierung des Sprachenstreits abgewendet werden. Im Jahr \(1963\) wurde ein eigenes Sprachengesetz erlassen: im nördlichen Landsteil ist seither Niederländisch, im südlichen Französisch die alleinige Landessprache. Darüber hinaus erhielten beide Landesteile weitreichende Autonomie in den Gebieten der Wirtschafts-, Finanz-, Handels-, und Umweltpolitik.
Innerstaatliche Konflikte aufgrund unterschiedlicher Rassen
Das wohl bekannteste Beispiel für einen innerstaatlichen Konflikt aufgrund unterschiedlicher Abstammung ist die Diskriminierung der Farbigen durch das rassistische Apartheid-System in Südafrika.
Obwohl die weiße Bevölkerung in Südafrika in der Unterzahl war, war sie nicht bereit die schwarze Bevölkerung als gleichwertig zu betrachten. Im Gegenteil: durch die Politik der Rassentrennung, der Apartheid, versuchten die Weißen ihre Vorrangstellung über die Schwarzen zu bewahren.
Die "Rassentrennung" wurde auf zwei Ebenen durchgeführt:
- Große Apartheid- bestimmte die Landesverteilung und die dazu notwendigen Umsiedlungen
- Kleine Apartheid - Trennung im Schulsystem und in der Arbeitswelt, Verbot von Ehen zwischen
Weißen und Nichtweißen, Nichtweiße verfügten über kein allgemeines Wahlrecht etc.
Abb. 3 Benutzung nur für Weiße - Zeichen der Diskriminierung der schwarzen Bevölkerung Südafrikas
In den \(1980\)er-Jahren verstärkte sich jedoch der Widerstand gegen das Apartheidregime. Die schwarze Bevölkerung wurde zunehmend vom Ausland unterstützt - allein \(100\) UN-Resolutionen richteten sich gegen die südafrikanische Diskriminierungspolitik, ebenfalls wurden wirtschaftliche Boykottmaßnahmen beschlossen, denen sich sogar die USA und Großbritannien anschlossen.
Aufgrund des inneren und äußeren Drucks wurde \(1989\) begonnen Reformen durchzusetzen. So wurden beispielsweise das Verbot des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) aufgehoben und politische Gefangene, wie der ANC-Führer Nelson Mandela, freigelassen. Am \(27\). April \(1994\) kam es dann zu den ersten gemeinsamen Wahlen der gesamten weißen, schwarzen und gemischten Bevölkerung in der Geschichte Südafrikas und \(1999\) wurde Nelson Mandela zum Staatspräsidenten gewählt.
Quellen:
Abb. 1 https://commons.wikimedia.org/wiki/File:IRA_mural,_Bogside_-_panoramio.jpg (04.05.2016)
Abb. 2 https://commons.wikimedia.org/wiki/File:BelgieGemeenschappenkaart.svg (30.04.2016)
Abb. 3 https://commons.wikimedia.org/wiki/File:ApartheidSignEnglishAfrikaans.jpg (19.05.2016)