Theorie:

Bevölkerungsverteilung
Die Weltbevölkerung ist sehr unterschiedlich über die einzelnen Kontinente verteilt. Diese ungleiche Verteilung kann vor allem zwischen den Industriestaaten auf der einen, und Entwicklungs- und Schwellenländern auf der anderen Seite sowie zwischen küstennahen Regionen und Binnenstaaten beobachtet werden.
 
Als bevölkerungsreichste Staaten der Welt gelten die Volksrepublik China, Indien und die USA. Allein in diesen Staaten leben etwa 44% der Menschheit. Auffällig hierbei ist, dass nur die USA als moderner Industriestaat angesehen werden können. Die anderen Staaten sind entweder Entwicklungs- oder Schwellenländer.
 
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Abb. 1 Anteile der Kontinente an der Weltbevölkerung
 
Wie man dieser Graphik gut entnehmen kann ist Asien mit Abstand der bevölkerungsreichste Kontinent. In Asien leben etwa 60% der Weltbevölkerung, gefolgt von Afrika mit 15%, Amerika mit 14,5%, Europa mit 11% und Australien (mit Ozeanien) mit 0,5%. Auffallend ist auch, dass sich unter den 10 bevölkerungsreichsten Ländern der Welt mit den USA nur ein Industriestaat befindet.
 
Noch 1950 stellten die Industrienationen etwa ein Drittel der Weltbevölkerung. Heute liegt ihr Anteil nur mehr bei knapp 20%. Während 1985 in Afrika noch etwa genauso viele Menschen wie in Europa lebten (480 Mio.) zählen wir heute schon 650 Millionen Menschen in Afrika. Nach manchen Prognosen werden im Jahr 2025 bereits 8,5 Milliarden Menschen auf der Erde leben. Von jeweils 100 zusätzlichen Menschen werden lediglich sieben in den Industrieländern leben, 93 werden in den Ländern der Dritten Welt aufwachsen.
 
Ungleiche Bevölkerungsverteilung zwischen küstennahen Regionen und Binnenländern
Küstennahe Regionen bzw. Gebiete an großen Flüssen weisen eine weit höhere Bevölkerungsdichte auf als Binnenländer. Dies kann vor allem durch wirtschaftliche, verkehrstechnische und politische Bedingungen begründet werden.
Ein Beispiel dafür sind die Niederlande. Dieser Küstenstaat hat mit 15 Millionen Einwohnern und einer Bevölkerungsdichte von 360 Menschen/km² eine weit höhere Bevölkerungszahl und -dichte als etwa Ungarn oder Österreich, ohne Zugang zum Meer. Ungarn hat mit einer doppelt so großen Staatsfläche wie die Niederlande nur 10 Millionen Einwohner und eine Bevölkerungsdichte von 107 Menschen/km². Österreich weist gar nur eine Bevölkerungsdichte von 104 Menschen/km² auf. Dies ist in erster Linie auf die dünn besiedelten Alpengebiete zurückzuführen.
 
Ungleiche Bevölkerungsverteilung aufgrund von Landflucht
Unter Landflucht versteht man die Abwanderung aus ländlichen Gebieten in die Städte, meistens in die Industriestädte. Landflucht gibt es sowohl in den Industriestaaten als auch in den Schwellen- und Entwicklungsländern. In Österreich gelten das Waldviertel, das Burgenland und die inneralpinen Regionen als Abwanderungsgebiete. Städte wie Wien, Graz und Innsbruck wachsen nach wie vor.
 
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Abb. 2 Die Bevölkerungsdichte, hier am Beispiel Europas, ist in küstennahen Regionen und an großen Flüssen höher als in Binnenstaaten
 
Die bedeutendste Ursache für die Landflucht ist die Mechanisierung in der Landwirtschaft und der damit einhergehende Verlust von Arbeitsplätzen. Die Folge ist eine steigende Arbeitslosigkeit in ländlichen Gebieten die jedoch nur zum Teil von den neu entstandenen Industriebetrieben abgefangen werden kann. Weitere Gründe für die Landflucht sind bessere Bildungs- und Ausbildungsmöglichkeiten in der Stadt. Oft ist der Grund für eine Abwanderung in die Stadt auch einfach der Traum von einem besseren Leben.
Oft endet dieser Traum jedoch in Arbeitslosigkeit und Gelegenheitsarbeiten. Prostitution und Kriminalität sind oft die einzigen Möglichkeiten für Zugewanderte in den Städten der Schwellen- und Entwicklungsländer. Verelendung und soziale Spannungen sind die Folge.
 
Die durch die Landflucht verursachte Verstädterung (Urbanisierung) stellt einen weltweiten Prozess dar, der in den Industrieländern am weitesten fortgeschritten ist. Die Urbanisierung hat zu einer Fülle von Problemen geführt: soziale Isolation, große Verkehrsdichte, Luftverschmutzung, Verödung der Innenstädte etc.
In den Städten der Entwicklungsländer herrscht aufgrund der massiven Landflucht eine akute Wohnungsnot. Die Folge sind ausgedehnte Slums (am Rande von Großstädten gelegene Elendsquartiere) in denen die unterprivilegierten Bevölkerungsteile mit mangelhaften sanitären Einrichtungen und meist in unerträglicher Enge in sozialer Isolation leben.
 
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Abb. 3 Slum in Indiens Hauptstadt Neu Dehli
 
Durch das unkontrollierte Wachstum der Slums sind die großen Städte der Dritten Welt zu wahren Megastädten geworden. Zwischen 1965 und 1985 stieg der Anteil der städtischen Bevölkerung in der Dritten Welt von 660 Millionen auf 1,5 Milliarden - eine Steigerung von 120%.
 
Quellen:
Abb. 1 https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:AnteilWeltbevoelkerung.svg (13.05.2016)
Abb. 2 https://commons.wikimedia.org/wiki/File:EU_NUTS_2_population_density_2007.svg (19.05.2016)
Abb. 3 https://commons.wikimedia.org/wiki/File:MathareValleySlum.jpg (18.05.2016)