Theorie:

Damit wird die Volkswirtschaft von Ländern bezeichnet, die sich nach dem Zerfall des Ostblocks (1989-1993) im Übergang von einer Planwirtschaft zur Marktwirtschaft befanden und noch befinden.
 
Dazu werden folgende Gruppen von Ländern gezählt:
  • Die Mittel- und Osteuropäischen Länder (z.B. Slowenien, Tschechien, Ungarn, Bulgarien, Albanien, Mazedonien usw.)
  • Die Baltischen Staaten (Estland, Lettland, Litauen)
  • Die GUS-Länder (Nachfolgestaaten der Sowjetunion; z.B. Russland, Georgien, Ukraine, Armenien, Kasachstan, Usbekistan, Moldau usw.)
  • Teilweise auch asiatische Transformationsländer (China, Kambodscha, Vietnam, Laos)
 
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Abb. 1: Transformationsökonomien befinden sich auf dem Weg von der Plan- zur Marktwirtschaft.
 
Merkmale
 
Seit der politischen Wende im Ostblock und der Auflösung des Rates für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW) arbeiten viele Staaten Ost- und Südosteuropas wie auch im Süden Asiens an einer Überwindung der sozialistischen Planwirtschaft und dem Aufbau marktwirtschaftlicher Strukturen.
 
In vielen Staaten Mittel- und Osteuropas ist der Transformationsprozess schon weit fortgeschritten oder auch bereits druchlaufen. Sie wurden im Zuge der Osterweiterung mittlerweile fast alle zu EU-Mitgliedern: Estland, Lettland, Litauen, Polen, Tschechien, Slowakei, Ungarn, Sowenien (alle 2004), Rumänien und Bulgarien (2007), Kroatien (2013).
 
Ländern wie Slowenien oder Polen sind bereits durchaus mit den Industrieländern Westeuropas vergleichbar. Viele andere entsprechen in ihrer Kaufkraft, dem BIP und der Infrastruktur eher noch Schwellenländern. Was sie aber doch deutlich von Schwellenländern in anderen Teilen der Welt unterscheidet ist ein höheres Niveau bei Sozialindikatoren wie Bildung oder Gesundheitswesen.
 
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Abb. 1: Warschau. Einige Länder wie Polen haben schon zu den westlichen Ländern aufgeschlossen.
 
 
Auch hatten die Länder zu Beginn des Transformationsprozesses einen viel höheren Grad an Industrialisierung, teilweise sogar mehr als die "Industriestaaten".
 
Die Transformation setzte zunächst mit einem dramatischen ökonomischen und in der Folge auch sozialen "Transformationsschock" ein und führte zu Arbeitslosigkeit, Armut und Perspektivlosigkeit breiter Bevölkerungsschichten. Zu den ärmsten Transformationsländern, die ökonomisch gesehen den Entwicklungsländern näher stehen, gehören beispielsweise Weißrussland, Ukuraien oder Aserbaidschan und Usbekistan.
 
Wirtschaftliche Transformationsprobleme
 
Preisliberalisierung und Arbeitsmarkt
In Planwirtschaften folgt die Preisbildung nicht der Logik von Angebot und Nachfrage, sondern ist politisch motiviert. So sind etwa die Preise für Wohnraum und Grundnahrungsmittel häufig unter dem Nivau von Marktpreisen. Mit der Einführung marktwirtschaftlicher Strukturen wurden Preisbindungen aufgehoben, was häufig zu einem signifikaten Preisanstieg führte - gerade bei Gütern, auf die weite Teile der Bevölkerung angewiesen sind. Zu Beginn kämpften die Volkswirtschaften mit einer Hyperinflation, teilweise lagen die Inflationsraten bei mehreren hundert Prozent.
 
Natürlich war auch der Arbeitsmarkt geregelt, häufig herrschte in den Planwirtschaften eine verdeckte Unterbeschäftigung. Die nach der Deregulierung auftretende Arbeitslosigkeit erforderte den Aufbau arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen wie Arbeitslosenversicherung oder Arbeitsvermittlung.
 
Privatisierung
Damit ein funktionierender Wettbewerb stattfinden konnte, wurden:
  • Die großen staatlichen Monopole zerschlagen und meist privatisiert;
  • Das Gründen von Unternehmen erlaubt und gefördert;
  • Politische Planvorgaben an die Unternehmen aufgehoben;
  • Allgemein versucht, die wirtschaftliche Autonomie zu stärken.
 
Viele Staaten kämpfen aber noch heute mit den Folgewirkungen der gelenkten Wirtschaft.
 
Wirtschaftspolitische Stabilisierung
Um Geld- und währungspolitische Schwierigkeiten (etwa den Verfall des Außenwertes der Währungen) in den Griff zu bekommen, wurden unabhängige Zentralbanken errichtet. Ein großes Problem waren hohe Staatsausgaben wegen sozialer Transformationsprobleme bei gleichzeitig einbrechenden Steuereinnahmen. Dies führte zu hohen Schuldenständen der Staaten.
 
Außenwirtschaftliche Maßnahmen waren eine Liberalisierung des Außenhandels, das Abschaffen von Kapitalverkehrskontrollen und einer konvertiblen Währung sowie die Erlaubnis für Direktinvestitionen.
 
 
 
Transformationsprozess der ehemaligen DDR
 
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Abb. 3: Auch Europas derzeit stärkste Ökonomie hat noch mit Nachwirkungen der Transformation zu kämpfen.
 
Der Transformationsprozess nach dem Fall der Berliner Mauer unterschied sich vor allem dadurch von anderen ehemaligen sozialistischen Staaten, dass er aufgrund politischer Zielsetzungen äußerst schnell durchgeführt wurde. Es gab, anders als in anderen Ländern, keine Übergangsphase, der Osten sollte dem Westen wirtschaftlich möglichst rasch angeglichen werden. Eine dementsprechend rücksichtslose Privatisierung konnte aber den gewünschten Erfolg nicht bringen. Noch immer kämpft das vereinte Deutschland mit der Strukturschwäche der östlichen Bundesländer. Der Transformationsprozess konnte hier also nicht wie geplant von außen beschleunigt werden.
 
Soziale und politische Probleme
 
In vielen Fällen traten die Schwächen und Fehlentscheidungen der Planwirtschaft nach der Deregulierung offen zutage. Auch war die Umstellung der Systeme nicht ohne wirtschaftspolitische Verwerfungen zu machen. Probleme zu Beginn der Transformation waren meist:
  • Ein starker Anstieg der Arbeitslosigkeit
  • Inflation mit einer Entwertung von Vermögen und Ersparnissen
  • Damit einhergehend deutliche Einbußen des Realeinkommens
 
Längerfristig profitierten die Länder insgesamt meist von den Transformationsprozessen, jedoch teilte sich die Bevölkerung in Gewinnende und Verlierende der Transformation, die Einkommensunterschiede wuchsen. Die Verliererinnen und Verlierer hatten das Gefühl, nicht von den Reformen zu profitieren und lehnten die marktwirtschaftliche Tranformation ab. Das zeigt sich immer wieder im Erfolg postkommunistischer oder rechtspopulistischer Parteien und Politikerinnen und Politiker.
 
 
 
Quellen:
Roland, M. (Hrsg.): GEOGRAPHIE. Lehrbrief 11, Dr. Roland GmbH, Auflage 12/2015, Wien
https://pixabay.com/de/hängebrücke-brückenkonstruktion-1171119/ (21.11.2016)
https://pixabay.com/de/warschau-gebäude-stadt-antenne-1743565/ (21.11.2016)
https://pixabay.com/de/berlin-denkmal-erinnerung-1647098/ (21.11.2016)