Theorie:

Die US-Statistik bezeichnet alle Siedlungen mit mehr als 2 500 Menschen als Städte, die (regional unterschiedlich) Citys, Towns oder Villages genannt werden.
 
Für Gebiete, in denen sich Millionen- und Großstädte häufen, wird häufig der Begriff Megalopolis verwendet. In den USA gibt es drei solcher Städtebänder: Boswash (Boston - Washington), Chipitts (Chicago - Pittsburgh) und Sansan (San Diego - San Francisco).
 
Das äußere Erscheinungsbild der amerikanischen Stadt
Die amerikanischen Städte weisen vor allem 2 äußere Merkmale auf: den Schachbrettgrundriss und die einheitliche Silhouette (Skyline).
 
Fast alle Straßen verlaufen schnurgerade zumeist in Nord-Süd sowie West-Ost-Richtung und kreuzen einander rechtwinkelig. Das Zentrum einer Siedlung bildet meistens die Kreuzung zweier Hauptstraßen. Dadurch ergibt sich ein monotoner (einförmiger) Schachbrettgrundriss, der für einen Großteil der nordamerikanischen Städte typisch ist.
 
12881E.jpg
Abb. 1: Stadtplan von Manhatten - die Straßen verlaufen im Schachbrettmuster.
 
Die Skyline der amerikanischen Städte ist durchwegs gleichgestaltet: vom Zentrum mit den Wolkenkratzern senkt sie sich über die mehr- bis zweistöckigen Gebäude der Innenstadt zu den meist ebenerdigen Wohnhäusern in den Vororten gleichmäßig ab. Letztere sind zum großen Teil heute noch aus Holz gebaut oder mit Holz verkleidet.
Die Steinbauten der inneren Stadt blieben als Zweckbauten (Geschäfts- und Bürohäuser) meist schmucklos, ebenso die Stahlskelettbauten mit den riesigen Glasflächen. Nur bei öffentlichen Gebäuden legt man etwas Wert auf architektonische Ausgestaltung.
  
Die funktionale Gliederung der amerikanischen Stadt
Amerikanische Städte lassen sich hinsichtlich ihrer Funktion in 3 Stadtteile gliedern: Downtown und Central Business District (CBD), Slums und Gettos, Suburbs.
 
Downtown und Central Business District (CBD)
Die Innenstadt (City) wird in den USA Downtown genannt. In dieser wird noch der eigentliche Geschäftskern, der Central Business District (CBD), unterschieden. Darunter versteht man das Geschäfts- und Büroviertel unmittelbar im Zentrum der amerikanischen Stadt. Es dominieren Bank-, Büro- und Geschäftshäuser sowie Bauten der öffentlichen Verwaltung und der Wirtschaftskonzerne.
 
Flächenmäßig ist der CBD relativ klein, hat aber meist die höchsten Gebäude. Wolkenkratzer stellen daher die typische Bebauungsform des CBD dar. Diese Wolkenkratzer brachten eine Massierung von Arbeitsplätzen auf engstem Raum und in weiterer Folge - verstärkt durch die oft noch schlecht ausgebauten öffentlichen Verkehrsverbindungen - riesige Verkehrsprobleme, vor allem in den "rush hours" (Hauptverkehrszeiten).
Der CBD weist daher eine enorm hohe Tagesbevölkerung auf, während er hingegen nachts fast menschenleer ist, weil hier eben nur Büro- und Verwaltungsgebäude, aber kaum Wohnungen zu finden sind.
 
Lower_Manhattan_from_Helicopter.jpg
Abb. 2: Lower Manhatten - der Central Business District von New York besteht fast ausschließlich aus Wolkenkratzern
 
Slums und Gettos
In den an den CBD anschließenden Stadtbezirken der Innenstadt sind zahlreiche Häuser heruntergekommen und baufällig. Die mehrgeschossigen Häuser stammen meist aus der Entstehungszeit der Stadt, haben keine Aufzüge und lassen sich kaum noch vermieten.
Durch den Zuzug der ärmsten Bevölkerungsschichten (vor allem Schwarze und Eingewanderte) wurden sie zu den berüchtigten Slums. Diese zählen zu den größten städtischen Problemgebieten und breiten sich nun durch die Abwanderung der sozial besser gestellten Bevölkerungsschichten auch in ehemals "bessere Wohngebiete" aus.
 
Doch wie entstanden diese Slums? Die meisten Slums sind aus Gettos hervorgegangen. Unter einem Getto versteht man ein Stadtviertel, das nur von Angehörigen einer bestimmten Bevölkerungsgruppe bewohnt ist. Die Entstehung dieser Viertel wurzelt meist in der Mitte des 19. Jahrhunderts, als zahlreiche Einwandernde sich gleich neben den Stadtzentren oder in unmittelbarer Nähe zu den Industrien ansiedelten. Um einander besser beistehen zu können, siedelten Menschen gleicher Sprache und gleicher Herkunft möglichst nahe beisammen. So entstanden in vielen US-Großstädten eigene Viertel der italienisch- (Little Italy), chinesisch-(Chinatown), aber auch der deutsch-, russisch-, irisch- oder andersstämmigen Bevölkerung.
 
Spätestens in der dritten Generation waren aber die Eingewanderten meist so weit in die amerikanische Gesellschaft integriert, dass sie in die besseren Wohngebiete ziehen und auch bessere Arbeitsmöglichkeiten erreichen konnten. Die meist aus den Südstaaten der USA zuwandernden Schwarzen füllten nun diese Lücke und bezogen die von den Weißen verlassenen Viertel. So entstanden die ersten Gettos der Schwarzen. Ihre schwache soziale Stellung verwies Schwarze von vornherein in die abgewohnten Häuser der innerstädtischen Wohngebiete, zu deren weiterem Verfall sie nun beitrugen.
 
Es entstanden die Slums: In mehrfach unterteilten Wohnungen müssen sich vielköpfige Familien zusammendrängen. Die Häuser verfallen, werden teilweise abgerissen, in den Baulücken entstehen häufig Autoabstellplätze. Die schlechten Einkommensverhältnisse und die überdurchschnittliche Arbeitslosigkeit führen zu verstärkter Kriminalität, Drogenmissbrauch, zu psychischen Schäden der Kinder etc. Aber auch aus diesen Schwarzengettos wandern die sozial Aufsteigenden nach außen, zum Stadtrand, ab - und in den ehemals von den Schwarzen bewohnten und abgewohnten Vierteln setzen sich andere Gruppen der "lower class" (z. B. Eingewanderte aus Lateinamerika = "Latinos") fest.

Suburbs
Ein Problemgebiet ganz anderer Art ist der Stadtrand, die Suburbs, der Vorortbereich außerhalb der Großstadtgrenzen. Die Suburbs sind nämlich - sowohl flächen- als auch bevölkerungsmäßig - die eigentlichen Wachstumszonen der amerikanischen Großstädte. Hier überwiegt das Eigenheim bei weitem, sodass bei geringer Bevölkerungsdichte ein außerordentlich hoher Flächenbedarf besteht.
 
Dallas_skyline_and_suburbs.jpg
Abb. 3: Durch Einfamilienhäuser geprägtes Suburb in Dallas/Texas
 
Der Zuzug aus der Innenstadt in die Randgemeinden hatte eine enorme Nachfrage nach Grundstücken und eine ungeheure Zersiedelung zur Folge. Durch diese Zersiedelung dehnen sich amerikanische Großstädte immer weiträumiger aus. Die Erschließung durch öffentliche Verkehrsmittel ist aus diesem Grunde äußerst schwierig, wenn nicht sogar unmöglich. Deswegen ist das Auto das Hauptverkehrsmittel, sodass der Berufsverkehr in den CBD die schon erwähnten Verkehrsprobleme während der Rushhours verursacht.
 
Für die Haushalte hingegen wurde der tägliche Einkauf in der Downtown bald unzumutbar. Geschäfte und Dienstleistungsbetriebe folgten daher ihrer Kundschaft in die Randgemeinden: In riesigen "shopping centers" (= "malls") siedelten sich nicht nur Warenhausfilialen, sondern auch Spezialgeschäfte, Restaurants und Vergnügungsstätten, Banken, Gesundheitszentren u.v.m. an.
An besonders verkehrsgünstigen Stellen (Autobahnanschluss, Bahnanschluss, Flugplatznähe etc.) wurden auf billigem Grund Industrieparks angelegt, die viele Industrie- und Verwaltungseinrichtungen aus der Enge der Stadt an den Stadtrand locken. Als Einheit geplant, können sie oft auch kostengünstig gemeinsam verwaltet und versorgt werden.

 
Quellen:
Abb. 1: http://media.diercke.net/omeda/800/12881E.jpg (04.07.2016)
Abb. 2: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Lower_Manhattan_from_Helicopter.jpg (04.07.2016)
Abb. 3: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Dallas_skyline_and_suburbs.jpg (04.07.2016)