Theorie:

Früher war eine Dreiteilung der Welt üblich, die von der Zeit des Kalten Krieges mit "Ostblock" und "Westblock" geprägt war: hoch entwickelte westliche Industriestaaten (Erste Welt), kommunistisch-sozialistische Staaten (Zweite Welt) und Entwicklungsländer bzw. "blockfreie Staaten" (Dritte Welt).
 
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Abb. 1: Die in der Nachkriegsordnung entstandene Aufteilung in erste (blau), zweite (rot) und dritte (grün) Welt.
 
 
Zwar existieren die Begriffe noch, sind aber nur mehr bedingt zutreffend, da der politische "Ostblock" nicht mehr existiert und sich viele ehemalige "Dritte-Welt-Staaten" weiterentwickelt haben.
 
Zur Differenzierung schufen die Vereinten Nationen weitere Begriffe wie "LDC", "LLDC" oder "MSAC" (siehe unten), daneben gibt es etwa die Bezeichnungen "Schwellenländer" oder "BRICS" (eine Bezeichnung für die Schwellenländer Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika).
 
Nach wie vor wird der Begriff "Dritte Welt" häufig als Sammelbegriff für alle Entwicklungsländer gebraucht. Insgesamt ist die folgende Einteilung aber mittlerweile ungenau, so werden die Schwellenländer beispielsweise je nach Qualifizierung der Zweiten oder Dritten Welt zugerechnet. Die wichtigsten Merkmale lassen sich aber dennoch zusammenfassen:
 
Erste Welt

Damit werden westliche Industrieländer bezeichnet, die marktwirtschaftlich (kapitalistisch) ausgerichtet sind, ein hohes BIP aufweisen und über einen sich stets ausweitenden Dienstleistungssektor verfügen.
  • BIP = Bruttoinlandsprodukt: Die Summe aller innerhalb eines Landes produzierten Güter und Dienstleistungen während eines Jahres.
  • Dienstleistungssektor: tertiärer Wirtschaftssekter; Fremdenverkehr, Handel, Bildungswesen etc.
 
Da in den ursprünglich als erstes industrialisierten Ländern mittlerweile die Dienstleistungen und der Informationssektor überwiegen, ist der Begriff "Industriestaat" heute korrekterweise eigentlich nicht mehr zutreffend - dennoch wird er nach wie vor zur Abgrenzung zu den Schwellen- und Entwicklungsländern verwendet.

Erste Welt-Staaten sind beispieslweise die USA, Kanada, Australien, Neuseeland, Japan sowie die Länder Mittel- und Westeuropas.
 
Zweite Welt
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Abb. 2: Moskau - Die Zweite Welt bezeichnete früher die kommunistischen Länder.

Ursprünglich bezeichnete der Begriff die ehemaligen kommunistisch-sozialistische Staaten (Ostblockstaaten) mit zentraler Planwirtschaft. Dort dominierte der sekundäre Wirtschaftssektor (Industrie und Gewerbe).
 
Mittlerweile werden unter dem Begriff teilweise auch die sogenannten Schwellenländer erfasst. Diese befinden sich auf dem Weg vom Entwicklungs- zum Industrieland, stehen sozusagen an der Schwelle zur Industrialisierung.
 
Schwellenländer sind gekennzeichnet durch rasches industrielles Wachstum und zunehmende Integration in die Weltwirtschaft. Es überwiegt daher der Anteil der Industrie (sekundärer Sektor) am Bruttoinlandsprodukt (BIP), während bei den westlichen Industriestaaten bereits der tertiäre Sektor (Dienstleistungen) überwiegt.
  • Die Wirtschaft ist hier noch nicht voll entwickelt, das BIP ist trotz Reichtums einzelner niedrig.
  • Dazu zählen auch reichere Entwicklungsländer mit abbaufähigen Rohstoffreserven (Kupfer, Zinn, Mangan, Erdöl, Erdgas etc.).
  • Schwellenländer haben meist ein vergleichsweise rasches Wirtschaftswachstum.
 
Die Schwellenländer werden wie erwähnt teilweise auch der "Dritten Welt" zugerechet.
 
Zweite Welt-Staaten sind also einerseits die ehemaligen "Ostblock-Länder" wie Russland, Ungarn, Tschechien, Slowakei, Ukraine oder China. (- wobei "Zweite Welt" in der ursprünglichen Bedeutung heute immer weniger Sinn macht. So sind etwa Tschechien oder Ungarn durchaus der Ersten Welt zuzurechnen, China und Russland besser als Schwellenländer bezeichnet.)
  
Andererseits auch sogenannte Schwellenländer, die sich in der Entwicklung auf dem Weg zu Industriestaaten befinden: Brasilien, Indien, Südafrika, Mexiko, Venezuela, Chile, Saudi Arabien etc.

Dritte Welt

Heute steht der Begriff, wie oben erwähnt, vor allem als Synonym für Entwicklungsländer. Er suggeriert eine Gemeinsamkeit, die so aber nur bedingt vorherrscht. Zwar gibt es durchaus gemeinsame Merkmale (siehe Kapitel 1: Begriffsbestimmung und Kapitel 3: Gemeinsame Merkmale), die auf einzelne Länder mehr oder weniger zutreffen. Gleichzeitig ist die Entwicklung in den Ländern sehr verschieden, was etwa Bevölkerungszahl oder Wirtschaftswachstum sowie Infrastruktur anbelangt.
 
Der Begriff wird auch für "reichere" Entwicklungsländer verwendet, die meist über Rohstoffe verfügen. Hier verschwimmt er auch mit dem Begriff des "Schwellenlandes", das je nach Klassifikation der Zweiten oder Dritten Welt zugerechnet wird.
 
 
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Abb. 3: "Dritte Welt" wird heute teilweise auch für "reichere" Entwicklungsländer, meist solche mit Rohstoffvorkommen, verwendet.
 
"LDC" und "LLDC"
Die Abkürzungen stehen für "Less Developed Countries" und "Least Developed Countries" und gehören einer Einteilung der Vereinten Nationen an. (Beachte: auch die "Landlocked Developing Coountries", siehe unten, werden mit "LLDC" abgekürzt.) 
 
Zunehmend wird immer weniger zwischen "Less" und "Least" unterschieden, weshalb sie hier zusammen aufgelistet sind.

Es handelt sich um gering entwickelte Länder mit niedrigem BIP. Merkmale sind: 
  • Rohstoffarme Entwicklungsländer mit geringer Industrialisierung
  • Der Primäre Wirtschaftssektor (Land- und Forstwirtschaft) überwiegt
  • Teilweise Länder, sie stark vom Erdölexport abhängen
Die "LLDC" sind noch unterhalb der "LDC" gelistet, sie haben häufig noch besonders ungünstige Voraussetzungen (z. B. keine Rohstoffreserven, Bürgerkriege, hohe Analphabetenquote, extreme Ausbeutung durch die ehemaligen Kolonialstaaten u.ä.). Hier kommt es immer wieder zu Hungerkatastrophen.
 
Beispiele für "LDC" und "LLDC" sind: Kolumbien, Guatemala, Äthiopien, Mali, Afghanistan, Nepal, Somalia, Tschad, Ruanda oder Bangladesh.
  
"MSAC" (most seriously affected countries)

Dieser von den Vereinten Nationen eingeführte Begriff ist mittlerweile veraltet und wird kaum noch verwendet. Solche Ländern waren noch unterhalb der "Least Developed Countries" angesiedelt und von Rohstoffarmut und geringer Industrialisierung gekennzeichnet. Es waren Länder, in denen Entwicklungshilfe geleistet werden musste.
 
Weitere Begriffe
 
Ebenfalls heute in Verwendung sind die Bezeichnungen:
 
"Landlocked Developing Countries"
(sie werden ebenfalls mit "LLDC" abgekürzt) bzw. "Entwicklungsländer ohne Meereszugang":
 
Das sind Entwicklungsländer, die weit von einer Küste entfernt liegen und durch ihre geographische Lage in ihrem Außenhandel benachteiligt sind. Dazu werden zum Beispiel Bolivien, Paraguay, Nepal, Kasachstan, Simbabwe oder Ruanda gezählt.
 
"Small Island Developing States" (SIDS):
Das sind kleine Inselstaaten und flache Küstenstaaten in Afrika, der Karibik und Ozeanien. Sie alle sind etwa durch steigende Meeresspiegel infolge des Klimawandels betroffen. Beispiele sind: Belize, Haiti, Fidschi, Samoa, Malediven oder Mauritius.
 
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Abb. 4: Beliebte Urlaubsziele wie die Malediven gehören zu den Small Island Developing States.
 
 
 
 
Quellen:
Canuckguy, Ipankonin, Jlorenz1, et al.: Karte von Erster, Zweiter und Dritter Welt während des Kalten Krieges, online unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:First_second_third_worlds_map.svg (10.10.2016)
https://pixabay.com/de/moskau-russland-sowjetunion-osten-1029667/ (10.10.2016)
https://pixabay.com/de/pump-buchse-ölfeld-öl-kraftstoff-848300/ (10.10.2016)
https://pixabay.com/de/malediven-strand-meer-paradies-1650074/ (10.10.2016)