Theorie:
Diese "Schwächeren" haben einen geringen Industrialisierungsgrad und einen hohen Landwirtschaftsanteil. Auch in Europa ist deshalb ein West-Ost- sowie ein (in vielen Regionen der Welt fühlbares) Nord-Süd-Gefälle erkennbar:
West-Ost-Gefälle
Aber auch durch Deutschland verläuft nach wie vor die alte Grenze zwischen Ost und West, die den noch immer wirtschaftlich hilfsbedürftigen Osten vom reicheren Westen trennt.
Die Behauptung eines Nord-Süd-Gefälles trifft aber nur zum Teil zu. Es darf nämlich der Gegensatz zwischen Zentralräumen und peripheren Gebieten nicht übersehen werden: so gehört beispielsweise Österreich zwar zu den wohlhabenderen EU-Staaten, weist aber selbst einige abgelegene Regionen mit einem wirtschaftlichen Leistungsdefizit auf (z. B. Waldviertel, Mühlviertel, Weinviertel, Südburgenland, inneralpine Täler).
Die Zentralräume der EU werden teilweise auch unter dem Begriff "Blaue Banane" zusammengefasst:
Die Blaue Banane beginnt nördlich in Großbritannien bei den alten Stahl- und Kohleindustriezentren um Manchester und Birmingham und verläuft weiter südwestlich über den Großraum London. Auf dem europäischen Festland zieht sie sich über den nördlichen Raum Belgiens, den Süden der Niederlande nach Deutschland mit dem Ruhrgebiet sowie Düsseldorf und Köln/Bonn.
Entlang des Rheins schließt sie Frankfurt und das Rhein-Main-Gebiet ein, über die Metropolregion Rhein-Neckar verläuft sie zur Metropolregion Stuttgart, dann über die Schweiz in den Norden Italiens: südlich endet die Blaue Banane bei den Städten Turin, Mailand und Genua.
Abb. 2: "Blaue Banane"
Regionen in unterentwickelten, überwiegend ländlichen Gebieten
Diese Regionen sind gekennzeichnet durch niedriges Einkommen, hohe Arbeitslosigkeit, schlechte Infrastruktur, überwiegend Landwirtschaft und einen geringen Industrialisierungsgrad.
Dazu gehören: Griechenland, Süditalien, Korsika, Portugal, große Teile Spaniens, in Österreich das Waldviertel, Mühlviertel, Weinviertel, Südburgenland und inneralpine Regionen.
Regionen mit einer schrumpfenden, überalteten Industrie
Diese sind durch Überalterung der Industriestruktur und hohe Arbeitslosigkeit (vor allem die Stahl- und Textilindustrie sowie der Schiffbau) gekennzeichnet.
Dazu gehören: die alten Industriegebiete Großbritanniens, Belgiens, Nordfrankreichs und der Obersteiermark (Mur-Mürz-Furche).
Beispiele für alte Industrieregionen sind das Ruhrgebiet in Deutschland, Nordengland, Elsass-Lothringen in Frankreich, die Mur-Mürz-Furche in Österreich.
Die alten Industriegebiete sind gekennzeichnet durch standortgebundene Betriebe. Es sind dort aber nur wenige Branchen vertreten (Glas, Keramik, Porzellan, Eisen, Stahl, Baumwolle usw.). Dies führte in manchen Gebieten bald zu Strukturkrisen. Die Folgen waren dann Arbeitslosigkeit, Verarmung und auch Abwanderung.
Viele traditionelle Werkstoffe wurden dann auch von Kunststoffen abgelöst ("Kohle- und Stahlkrise"). Es wurden Betriebe stillgelegt und Arbeitsplätze gingen verloren. Junge qualifizierte Arbeitskräfte wanderten an Orte mit sichereren Arbeitsplätzen.
Der besonders hier nötige Strukturwandel wurde und wird von der EU unterstützt. Zwei Beispiele aus Österreich, die als Gewinner des Strukturwandels betrachtet werden können:
Autocluster Steiermark
Der Autocluster Steiermark (oder "ACstyria") ist ein loser Zusammenschluss von mehr als 180 steirischen Unternehmen, die alle in der Autozulieferindustrie tätig sind. Das Zentrum des Autoclusters ist Graz, der größte Betrieb und Leitbetrieb ist der Konzern Magna. Im Autocluster sind über 40 000 Menschen beschäftigt.
Green Tech Cluster Styria
Gleichfalls in der Steiermark existiert mit dem Green Tech Cluster Styria (zuvor: ECO WORLD STYRIA) einer der größten Unternehmens-Cluster Europas im Bereich der Energie- und Umwelttechnik, welcher 2010 zum weltbesten Cleantech-Cluster erklärt wurde. Diese hier zusammengeschlossenen Unternehmen beschäftigen 23 000 Menschen, davon 13 400 im Bereich der erneuerbaren Energie- und Umwelttechnik.
Die EU verfolgt eine Wachstumsstrategie, die vor allem auf neuen Technologien und einer insgesamt gesteigerten Wettbewerbsfähigkeit basiert. Europa ist bestrebt, eine der modernsten globalen Wirtschaftsregionen zu werden.
Für das angestrebte Entwicklungsmodell der Informations- und Kommunikationsgesellschaft werden gerade die großen Metropolenräume als gleichsam natürliche Systeme gesehen. Hier konzentrieren sich die Dienstleistungen und Steuerungsfunktionen eines global vernetzten Wirtschaftssystems. Hier befinden sich die vielfältigen Ressourcen, die in einem Wettbewerb benötigt werden, der durch ein generell hohes Tempo mit rapiden Veränderungsraten gekennzeichnet sind. Nur in den Metropolenräumen gibt es also die Möglichkeiten, schnell und effektiv die Wertschöpfungsketten zu formen.
Als besondere Wachstumsregionen sind aber auch die osteuropäischen Gebiete zu nennen, die durch ihre frühere Zugehörigkeit zur planwirtschaftlichen Reglementierung im östlichen Europa kräftigen Nachholbedarf haben und diesen - nicht zuletzt mit Unterstützung durch die EU - auch nützen. Damit aber entstehen auch für die westlichen europäischen Staaten kaufkräftigere Märkte. So hat besonders Österreich seine Exporte in die osteuropäischen Länder nach deren Beitritt in die EU steigern können.