Theorie:
Allerdings ließ sich der Naturalismus auch in dem Bestreben, möglichst weit gehende Wirklichkeitstreue zu erzielen, dazu verleiten, die Sprache des Alltags mit all ihren Nachlässigkeiten, ja sogar die Sprache der Gosse, in die Literatur aufzunehmen.
Das naturalistische Drama will einen Ausschnitt aus dem Leben bieten und vermeidet alles, was nicht lebenswahr und wirklich ist. Dazu gehören die wirksamen Aktschlüsse, die Steigerung der Handlung bis zum Höhepunkt und das Herabsinken zur Katastrophe, es fehlen die Monologe, das Beiseitesprechen, ja man versucht sogar, ohne den Bühnenvorhang auszukommen.
An Stelle des strengen Aufbaus bestimmen die unentrinnbare Umwelt und der Zufall den Ausgang der Handlung. Man bevorzugte Aktschlüsse, die scheinbar unbefriedigend sind, auch bringt das Drama oft keine Lösung der aufgeworfenen Probleme, sondern lässt sehr ernste Fragen offen.
Man meidet auch die bisher üblichen Bezeichnungen, wie "Schauspiel", "Trauerspiel", "Akt" usw., sondern spricht von einem "Totengedicht", einer "Familienkatastrophe", einer "Diebeskomödie", von "Handlungen", "Vorgängen" usw.