Theorie:
Georg Heym (1887 - 1912)
Heym ertrank, noch nicht 25-jährig, beim Eislauf in der Havel. In den wenigen Jahren seines Lebens drängt sich ein dichterisches Schaffen zusammen, das ein gewaltiger Aufschrei ist: Den Dämon der Großstadt, die fürchterliche Vision des drohenden Krieges und die Nöte der Zeit hat er in ekstatische Worte gebannt. Seine Themen waren Tod, Krankheit und Verwesung.
Heym wendet sich gegen die Mechanisierung des Lebens, den Materialismus der modernen Zivilisation, gegen die Großstädte, die menschlicher Not gefühlskalt gegenüberstünden - er findet nur in der freien Landschaft Ruhe und Erlösung. Gedichtsammlungen sind "Der ewige Tag" und "Umbra vitae" (= Schatten des Lebens).
Heym war eine der bedeutendsten expressionistischen Dichterpersönlichkeiten, vor allem aber ein Vertreter der Jugend vor dem ersten Weltkrieg, die vor dem Chaos erschauert. In "Der Krieg" beispielsweise liefert er apokalyptische Visionen des Sterbens im kommenden 1. Weltkrieg.
In einem seiner bekanntesten Gedichte schildert Heym den schrecklichen Dämon der Großstadt, dem menschenverschlingenden, fürchterlichen Gotte Baal gleich:
Heym wendet sich gegen die Mechanisierung des Lebens, den Materialismus der modernen Zivilisation, gegen die Großstädte, die menschlicher Not gefühlskalt gegenüberstünden - er findet nur in der freien Landschaft Ruhe und Erlösung. Gedichtsammlungen sind "Der ewige Tag" und "Umbra vitae" (= Schatten des Lebens).
Heym war eine der bedeutendsten expressionistischen Dichterpersönlichkeiten, vor allem aber ein Vertreter der Jugend vor dem ersten Weltkrieg, die vor dem Chaos erschauert. In "Der Krieg" beispielsweise liefert er apokalyptische Visionen des Sterbens im kommenden 1. Weltkrieg.
In einem seiner bekanntesten Gedichte schildert Heym den schrecklichen Dämon der Großstadt, dem menschenverschlingenden, fürchterlichen Gotte Baal gleich:
"Der Gott der Stadt"
Auf einem Häuserblocke sitzt er breit.
Die Winde lagern schwarz um seine Stirn.
Er schaut voll Wut, wo fern in Einsamkeit,
Die letzten Häuser in das Land verirrn.
Vom Abend glänzt der rote Bauch dem Baal,
Die großen Städte knieen um ihn her.
Der Kirchenglocken ungeheure Zahl
Wogt auf zu ihm aus schwarzer Türme Meer.
Wie Korybanten-Tanz dröhnt die Musik
Der Millionen durch die Straßen laut.
Der Schlote Rauch, die Wolken der Fabrik
Ziehn auf zu ihm, wie Duft von Weihrauch blaut.
Das Wetter schwelt in seinen Augenbrauen.
Der dunkle Abend wird in Nacht betäubt.
Die Stürme attern, die wie Geier schauen.
Vor seinem Haupthaar, das im Zorne sträubt.
Die Winde lagern schwarz um seine Stirn.
Er schaut voll Wut, wo fern in Einsamkeit,
Die letzten Häuser in das Land verirrn.
Vom Abend glänzt der rote Bauch dem Baal,
Die großen Städte knieen um ihn her.
Der Kirchenglocken ungeheure Zahl
Wogt auf zu ihm aus schwarzer Türme Meer.
Wie Korybanten-Tanz dröhnt die Musik
Der Millionen durch die Straßen laut.
Der Schlote Rauch, die Wolken der Fabrik
Ziehn auf zu ihm, wie Duft von Weihrauch blaut.
Das Wetter schwelt in seinen Augenbrauen.
Der dunkle Abend wird in Nacht betäubt.
Die Stürme attern, die wie Geier schauen.
Vor seinem Haupthaar, das im Zorne sträubt.
Gottfried Benn (1886 - 1956)
Gottfried Benn auf einer Zeichnung von Tobias Falberg
Benn war von Beruf Hautarzt und in beiden Weltkriegen als Militärarzt tätig. Seiner Ansicht nach sei eine "Verhirnung der Welt" die Ursache für das Leid des modernen Menschen. Der Triumph der Technik über das Gefühl führte laut Benn zu
Er war die revolutionärste Persönlichkeit des Expressionismus - noch viel krasser als Georg Heym - der einen formalen Bruch mit allen Traditionen beging:
Seine "dehumanisierte Lyrik" war zweckfrei, ein "absolute Gedicht" (das "Gedicht ohne Glauben, ohne Hoffnung, an niemanden gerichtet, das Gedicht aus Worten")
Themen waren neben der erwähnten "Verhirnung der Welt" auch Visionen von Krankheit, Verwesung, Nichtigkeit und Erbärmlichkeit des Menschen. So dichtete er beispielsweise: "Die Krone der Schöpfung, das Schwein, der Mensch".
Gedichtsammlungen: "Morgue"(= Leichenschauhaus), "Söhne", "Fleisch", "Schutt"
Else Lasker-Schüler (1876 - 1943)
Lasker-Schüler verlieh in bunter orientalischer Bildfülle, in sprunghaft-ekstatischer Art religiösem Erleben und glühender Sinnlichkeit Ausdruck. In der Lyrik zeit der "Schwarze Schwan Israels", wie sie genannt wurde, typisch expressionistische Sprache.
Wichtige Gedichtsammlungen sind u.a. "Styx" und "Hebräische Balladen". Zu ihren Lebzeiten erschienen ihre Gedichte in verschiedenen Zeitschriften, wie z. B. der Zeitschrift "Die Fackel" von Karl Kraus.
1933 emigrierte die Dichterin nach Jerusalem, wo sie auch starb. Im Großteil ihrer Gedichte geht es um die Gefühle der Einsamkeit, Entfremdung, der Sehnsucht nach dem Tod und die Auseinandersetzung mit dem Hitler-Regime.
Ihrem Schmerz über die Heimatlosigkeit gab sie in folgendem 1943 entstanden Gedicht Ausdruck - einem Musterbeispiel expressionistischer Sprache:
"Mein blaues Klavier"
Ich habe zu Haus ein blaues Klavier
Und kenne doch keine Note.
Es steht im Dunkel der Kellertür,
Seitdem die Welt verrohte.
Es spielen Sternenhände vier
- Die Mondfrau sang im Boote -
Nun tanzen Ratten im Geklirr.
Zerbrochen ist die Klaviatur ...
Ich beweine die blaue Tote.
Ach liebe Engel öffnet mir
- Ich aß vom bitteren Brote -
Mir lebend schon die Himmelstür -
Auch wider dem Verbote.
Wichtige Gedichtsammlungen sind u.a. "Styx" und "Hebräische Balladen". Zu ihren Lebzeiten erschienen ihre Gedichte in verschiedenen Zeitschriften, wie z. B. der Zeitschrift "Die Fackel" von Karl Kraus.
1933 emigrierte die Dichterin nach Jerusalem, wo sie auch starb. Im Großteil ihrer Gedichte geht es um die Gefühle der Einsamkeit, Entfremdung, der Sehnsucht nach dem Tod und die Auseinandersetzung mit dem Hitler-Regime.
Ihrem Schmerz über die Heimatlosigkeit gab sie in folgendem 1943 entstanden Gedicht Ausdruck - einem Musterbeispiel expressionistischer Sprache:
"Mein blaues Klavier"
Ich habe zu Haus ein blaues Klavier
Und kenne doch keine Note.
Es steht im Dunkel der Kellertür,
Seitdem die Welt verrohte.
Es spielen Sternenhände vier
- Die Mondfrau sang im Boote -
Nun tanzen Ratten im Geklirr.
Zerbrochen ist die Klaviatur ...
Ich beweine die blaue Tote.
Ach liebe Engel öffnet mir
- Ich aß vom bitteren Brote -
Mir lebend schon die Himmelstür -
Auch wider dem Verbote.
Weitere expressionistische Lyriker aus Deutschland sind unter anderem:
- Theodor Däubler
- Ernst Stadler
- Johannes Robert Becher
- Klabund (eigentlich Alfred Henschke)
Quellen:
Schenk, I. (2015): DEUTSCH. Lehrbrief 30, Dr. Roland GmbH, 2. Auflage, Wien
Mayer, Stephanie (2015): DEUTSCH. Literaturgeschichte 2, Dr. Roland GmbH, 8. Auflage, Wien
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Georg_Heym.jpg (11.6.2016)
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https://commons.wikimedia.org/wiki/File%3AGottfried_Benn_by_Tobias_Falberg_26-11-05.JPG (11.6.2016)
https://commons.wikimedia.org/wiki/File%3AElse_Lasker-Sch%C3%BCler_1875.jpg (11.6.2016)