Theorie:

Einfluss der Naturwissenschaften 
Hand in Hand mit den Veränderungen in Politik, Wirtschaft und sozialer Struktur im 19. Jahrhundert ging auch eine Veränderung des wissenschaftlichen Weltbildes. Dieses war maßgeblich bestimmt durch die Naturforschung.
  
Philosophie: Positivismus
Die in der Philosophie vorherrschende Richtung des Positivismus wurde durch Auguste Comte (1798 – 1857) begründet. Er gelangte zur Erkenntnis, dass die gesellschaftlichen – genau wie die physikalischen – Erscheinungen in Gesetzen und Wissenschaften fassbar sind. Die Hauptaufgabe der Philosophie sollte die sittliche und politische Besserung der Menschheit sein.
 
 
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Auguste Comte: Begründer des Positivismus
 
In seinen Werken "Positive Philosophie" und "Positive Politik" legte Comte seine Auffassung von der Entwicklung des Menschengeistes nieder.
   
Der Positivismus ist eine strenge Wirklichkeitsphilosophie, in der nur die wissenschaftlich erforschten Gesetze als wahr gelten. Jeder Gegenstand und seine Erscheinungsweise werden aus dem Zusammenspiel von Ursache und Wirkung erklärt - und zwar mit exakten wissenschaftlichen Methoden wie Beobachtung, Experimenten, Hypothesen und den natürlichen Folgerungen.
Entwicklungslehre
Mit dem Zeitgeist wandelten sich auch die Hintergründe der Philosophie. Beginnend mit Ende des 18. Jahrhunderts wurden die bisherigen Anschauungen – beruhend auf Natur, Mathematik, Psychologie oder Biologie – von einer neuen Lehre schwer erschüttert.
  
Entgegen seiner früheren Selbstherrlichkeit erschien nun der Mensch von physiologischen Voraussetzungen abhängig. Erbmasse, Natur und Umwelt bestimmen nach der Entwicklungslehre  das Leben des Einzelnen in weitestem Maße. 
 
Die drei bedeutendsten Vertreter der Entwicklungslehre waren:
 
  • Herbert Spencer (1820 – 1902)
: Fast ein Jahrzehnt vor Darwin formulierte der englische Philosoph den Gedanken der Entwicklungslehre.
  • Charles Darwin (1809 – 1882): 
Sein Hauptwerk "Entstehung der Arten" schlug eine alte Welt in Trümmer. Es brachte eine ausführliche und reich belegte Theorie über den Verlauf des Entwicklungsganges.
  • Ernst Haeckel (1834 – 1919)
: Der deutsche Zoologe war einer der ersten Fachgelehrten, der sich rückhaltlos an die Darwin'sche Lehre anschloss.
 
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Charles Darwin: Bedeutendster Vertreter der Entwicklungslehre
 
Psychologie: Milieutheorie
Die Wissenschaftler im 19. Jahrhundert begnügten sich nicht mit der Erfassung der Materie, sondern gingen weiter: sie traten mit Messer, Waage und Maßstab auch an die Regungen der menschlichen Seele heran – die naturwissenschaftliche Psychologie entstand.
 
Hauptvertreter waren Theodor Fechner (1801 – 1887) und Wilhelm Wundt (1832 – 1920).
 
Mächtigen Einfluss gewann auch der französische Kulturphilosoph Hippolyte Taine (1828 – 1893) mit seiner Milieutheorie, die besagt: Der Mensch hat keine Willensfreiheit, sondern wird "bedingt" durch Vererbung, Umwelt und den Zeitpunkt, zu dem er lebt.
 
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Hippolyte Taine: Milieutheorie
Folgen der Veränderungen des Weltbildes
Mit all diesen Erkenntnissen wurde der Wert des Einzelmenschen immer mehr herabgedrückt: er ist abhängig von der Natur, von seiner Abstammung, von seiner Umwelt, seiner Erziehung, seiner leiblichen Beschaffenheit und schließlich von seiner sozialen Stellung.
  
Der unfreie, charakterschwache, krankhafte, erblich belastete Mensch war der leidende Held des Tages geworden. Vererbungstheorie, die Macht der Suggestion, die Auffassung des Verbrechens als Krankheit und als Entartungsform des Genies waren von größter Wichtigkeit.
 
Quellen:
Schenk, I. (2015): DEUTSCH. Lehrbrief 26, Dr. Roland GmbH, 2. Auflage, Wien
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Auguste_Comte2.jpg (26.4.2016)
Elliott & Fry: Charles Darwin, online unter: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Charles_Darwin_1880.jpg (26.4.2016)
Léon Bonnat: Hippolyte Taine, online unter: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Hippolyte_taine.jpg (26.4.2016)